Nur kurz im Écrins

Tag 44 – Montag, 12.8.: Monêtier-les-Bains – Saint-Antoine

Unser erster Tag auf unserer Tour des Écrins. Wir verabschieden uns von diesem heimeligen Ort, der Gite Fourou …

… und nehmen noch Infos über den Nationalpark mit, inkl. einiger Verhaltensregeln. 

Anders als im Vanoise ist hier im Écrins das Zelten von 19 bis 9 Uhr gestattet. Eine Erleichterung für die Etappenplanung, insbesondere bei vollen Hütten.

Eine Übersicht, was uns erwartet, hat uns Catherine geschickt. Sie hat Les Écrins vom Mont Thabor in voller Pracht aufnehmen können. Danke für das Foto.

Les Écrins – Foto: Catherine Harang

Wir steigen im Schatten eines Waldes steil auf nach Le Bachas, das sich als Knotenpunkt verschiedener Skilifte entpuppt. 

Auch der künstliche See, notwendig für die Beschneiung der Pisten mit Schneekanonen, ist nicht gerade eine Schönheit.

Mir wird immer klarer, dass dieses Freizeitvergnügen echt die Landschaft verschandelt.

Wir haben Ausblick auf die ersten großen Gipfel des Écrins, die bis zu 4100 Hm aufragen …

… und steigen in das Val de l’Eychauda ab, …

… in der das Schafhirtentum lange Tradition hat. Schaftrampelpfade sind überall zu erkennen. 

Es braucht Jahrzehnte und länger bis solche Pfade durch wiederholtes Begehen tausender Schafe getreten sind.

Es ist heiß und wird schwül, je weiter wir uns wieder dem Tal nähern. Wir freuen uns über jede schattige Waldpassage. Da kommt uns der Gemeinde-Campingplatz von Saint-Antoine mit einem schattigen Platz für unser Zelt gerade recht.

Neben dem kleinen Einkaufsladen spielen am Abend ein paar spanische Musikanten auf. 

Etwas chaotisch sieht unsere heutige Essenszubereitung aus.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen und schmeckt gut: Salat aus Tomaten, Gurke, Paprika und Käse, kombiniert mit würzig eingelegten Anchovis; dazu zwei Dosen Bier und der Tag ist komplett.

Tag 44 – 19,7 km – / 986 Hm – \ 1237 Hm


Tag 45  – Dienstag, 13.8.: Saint-Antoine – Cabane Jas du Lacroix

Ohne Frühstück starten wir in den schon am Morgen heißen Tag. Das wollen wir in Vallouise einnehmen. Überrascht stellen wir fest, dass Vallouise ein durchtouristifizierter Ort ist, der in der Hauptsache von Niederländern bevölkert ist. Die Preise für einen Cafébesuch sind jenseits von gut und böse, so dass wir gleich wieder aus dem Ort flüchten und das Frühstück aus unseren Vorräten bestreiten. 

Auch der weitere Weg ist nicht so prickelnd, weil wir ihn auf einer Asphaltstraße absolvieren müssen. Lediglich dieser schöne Schmetterling bleibt von diesem ca. acht Kilometer langen Asphaltgelatsche übrig. Ein Hoffnungsschimmer.

Natürlich gibt es wieder eine prima Aussicht aufs Talende, …

doch ist die Sicht vom unteren Bildrand getrübt.

Ein Lichtblick ist nach dem Asphalthitzegang das Buvette am Ende des Parkplatzes.

Es gibt kalten Zitronensirup und den Hinweis, dass es auf unserem weiteren Weg keine Quelle gibt und das Wasser wegen der vorhandenen 1000 Schafe besser gefiltert werden sollte.

So absolvieren wir unsere letzten vier Kilometer durch ein wirklich schönes Tal mit großen Wasserkaskaden und einem glasklaren Fluss, …

… der uns bis zur Cabane du Jas Lacroix begleitet.

Übrigens sind wir bereits im Kerngebiet des Nationalparkes unterwegs.

Passend dazu findet Lady C. ein Insektenkleinod, das lediglich mit einem ‚Stift‘ am Fels haftet. Phantastisch!

Am Nachmittag erreichen wir die Cabane du Jas Lacroix, die gleichzeitig Schäferhütte ist. 

Ein Bereich ist für Wandernde abgeteilt, ein ‚Abri Randonneur‘.

Wenn man die Unmengen an Fliegen nicht beachtet, ist es ganz gemütlich hier und wir beginnen mit unseren Abendritualen: Schlafplatz einrichten, Wasser holen, Kleidung trocknen und kochen.

Jetzt geht es erstmal ohne Bilder weiter.

Am Abend trifft ein junger, freundlicher Schäfer ein, und teilt uns mit, dass er heute Besuch bekommt und das Abri dazu braucht. Er bittet uns, unser Zelt auf einem in der Nähe liegenden Plateau aufzustellen und dort zu übernachten. Ok, die Prioritäten sind klar und ich bereite unseren Umzug vor, während Lady C. sich weiter um unser leibliches Wohl kümmert.

Es ziehen dunkle Wolken auf, die mich beim Umzug und  anschließendem Essen beschleunigen. Alle Sachen hopp, hopp in den Rucksack, raus aus der Hütte, rein ins Zelt – gerade rechtzeitig bevor der erste Regenschauer kommt.

Was danach kommt, sind kräftige Regengüsse und dazu passende Gewitter, die bis auf vier Stunden in der Nacht bis zum frühen Morgen andauern.

Tag 45 – 14,9 km – / 775 Hm – \ 78 Hm


Tag 46 – Mittwoch, 14.8.: Cabane Jas du Lacroix – Vallouise

Das Zelt bleibt dicht, …

… doch die Kondensierung von innen erzeugt so viel Feuchtigkeit, dass Zeltwände, Schlafsäcke und Boden feucht werden. Schlafen können wir nur wenig. 

Am Morgen, so ca. um 8 Uhr hört der Gewitter- und Regenspuk auf. Wir packen unsere Sachen zusammen. Weitergehen? Zum Col de l’Aup Martin, dessen Abstieg steil ist und der bei Regen wegen seines Schiefergesteins rutschig sein soll. Auch eine zweite Nacht in dem jetzt von außen und innen nassen Zelt möchten wir freiwillig nicht erleben. Also Rückzug nach Vallouise.

Die Müdigkeit der letzten Nacht steckt mir insbesondere im Geist. Dazu bin ich enttäuscht darüber, dass es ab dieser Stelle nicht sinnvoll ist, weiterzugehen.

Wir gehen zurück und haben Glück, dass uns kurz hinter dem Buvette zwei Kletterer in ihrem Auto mitnehmen. Sie haben ihr Klettervorhaben wegen des Wetters auch abgebrochen – aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

In Vallouise angekommen weiß ich erstmal nichts mit mir anzufangen. Die Wetterprognose sagt, dass es in den kommenden vier Tagen unbeständig bleibt und stets am Nachmittag Gewitter zu erwarten sind. Keine guten Bedingungen fürs (Hoch)Gebirge.

Für die heutige Nacht finden wir eine Gite in Vallouise, die noch zwei Betten für uns frei hat. Hier machen wir einen ‚reset‘. Alles wieder trocknen. Neu sortieren und überlegen wie es weiter gehen kann.

Von gegenseitigen Missverständnissen begleitet (=Stimmungsgewitter) verabschieden wir uns von der Idee, die Écrins-Runde zu laufen (aufgeschoben ist nicht aufgehoben) und passen unseren Plan mal wieder den neuen Bedingungen an. 

Ab morgen werden wir uns vom Écrins entfernen und im mittelgebirgigen Terrain nach Briançon laufen. So wird uns hoffentlich das unstete Wetter zwar auch treffen, doch in einer etwas weniger strengen Umgebung.

Tag 46 – 4,3 km – / 0 Hm – \ 325 Hm

Ein Kommentar

  1. Heidi
    19. August 2024
    Antworten

    Hallo, Ihr Beiden. Ein Zelt von innen und außen nass ist nicht schön. Da sinkt die Stimmung schon mal. Weiterhin gute Laune und Laufkraft. Sonnige Grüße aus Uganda🥰

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