Tag 13: Dienstag, 9. Juli 2025
Es wird tatsächlich ein Pausentag. Das ausgebuchte Rifugio Vittorio Sella bremst unseren Bewegungsdrang aus. Trotz mehrerer Anfragen unsererseits können sie uns erst morgen zwei Schlafplätze geben. Zum Zelten ist es uns derzeit zu ungemütlich, weil es ab ca. 18 Uhr regelmäßig windig, regnerisch und kühl wird. Außerdem bewegen wir uns in einem Nationalpark, in dem das Zelten nicht gestattet ist.
Wir machen das Beste daraus, bleiben noch eine weitere Nacht im Zimmer der Bar und erkunden die Gegend. Mit dem Gratuit-Bus fahren wir nach Lillaz und bestaunen mit etwa hundert anderen Besuchern die am Ortsrand befindlichen Wasserkaskaden.
Die Füße und Knie kühlen wir im sehr frischen Bach, wobei ich noch flüchtig Steine aufstelle.
Schon wieder auf der Rückfahrt nach Cogne entdecke ich einen Wohnmobilstellplatz, der mich an Spaltenböden in Tierställen erinnert.
Am späten Nachmittag sind wir froh, wieder im Zimmer zu sein. Es wird kalt, es regnet, es windet. Wir lassen den Abend bei selbst zubereitetem Salat (frisch und lecker!), Frauenfußball-Europameisterschaft und Tour de France ausklingen.
Ein echter Pausentag ist uns gelungen.
Tag 13: Pause in Valnontey, Lillaz und Cogne
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Tag 14: Mittwoch, 10. Juli 2025:
Endlich wieder auf Tour. Zwar nicht lange, aber dafür bei bestem Wetter. Danke an die unerwartet gute Unterkunft in der Bar Lousan.
Es geht sofort aufwärts auf königlich breitem Weg in moderater Serpentinensteigung. Lockerer Lärchenwald umgibt uns. Ab ca. 2000 Hm bekommen wie wieder reichlich Aussicht geschenkt.
Wir begegnen einem jungen, zukünftigen Herdenschutzhund, der daran gewöhnt wird, sich als Teil der Schafherde zu fühlen.
Tosende Wildbäche können wir glücklicherweise auf vorhandenen Brücken überqueren.
Schon nach 3,5 Stunden erreichen wir um 12 Uhr das Rifugio Vittorio Sella (2588 Hm).
Es wurde einst als königliches Jagdhaus im Auftrag des italienischen Königs Vittorio Emmanuel III erbaut. Jetzt kann das Rifugio bis zu 150 Gäste aufnehmen.
Übrigens: Die Ursache für die komplette Belegung war unter anderem eine 110-köpfige italienische Kinderferiengruppe, die einen Ausflug mit Übernachtung hierher gemacht hat.
Den Nachmittag verbringen wir mit Gämsen- und Gästebeobachtung. Ansonsten tun wir einfach mal (wieder) nichts.
Tag 14: Valnontey – Rif. Vittorio Sella: 5,7 km – / 945 Hm – \ 30 Hm
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Tag 15: Donnerstag, 11. Juli 2025:
Für diese vier Franzosen beginnt der Tag früh. Schon um 6 Uhr ziehen sie los, um einen Gipfel zu besteigen.
Eine Stunde später machen wir uns auf den Weg – zunächst zum Colle Lauson.
Bei ca. 3100 Hm merken wir, dass es hier in der Nacht gefroren haben muss. Ein kleines Rinnsaal ist in Eis erstarrt.
Gleichzeitig versuchen Pionierblumen mit leuchtendem Gelb die wenigen Insekten für die Fortpflanzung auf sich aufmerksam zu machen.
Beim Rückblick können wir die Monterosa-Gebirgsgruppe glockenklar erkennen. Vor zwei Jahren waren wir an seiner Südseite unterwegs.
Noch ein paar mit Seilen gesicherte Stellen und wir haben das Col Lausan (3299 Hm) erreicht.
Lady C. ist mächtig stolz.
Ich muss auch für ein Foto hinhalten. Immerhin ist es der höchste Punkt, den man auf der Alta Via Aosta erreichen kann.
Beim Abstieg fokussiert sich der Blick wieder mehr aufs Detail am Wegesrand.
Kaum sind wir um eine Geländeerhebung herum, zeigt sich der Gran Paradiso mit seinem Eis und Schnee.
Langgezogene Serpentinen geben die Geduld, auf mal ruhig dasitzende Schmetterlinge zu warten.
Noch ein nicht geplanter Umweg über Bien und wir erreichen am Nachmittag das uns schon bekannte Camping Grivola. Es bietet auch Hotelzimmer inkl. Halbpension an, was wir gern in Anspruch nehmen.
Der lange Abstieg hat uns müde und etwas faul gemacht und wir genießen den Komfort inkl. eines guten, typisch italienischen Abendessens.
Nun ist die Alta Via Aosta für uns vollständig begangen. Sie ist eine mehrtägige Bergwanderung von Hütte zu Hütte in einem touristisch gut erschlossenen Gebiet. Die wilde Schönheit Italiens schimmert hier nur noch selten hervor.
Die Etappen sind meist leicht (T2/T3). Die Herausforderung liegt häufig in der Etappenlänge und den zu absolvierenden Höhenmetern.
Wenn man Glück hat und immer eine Unterkunft am Etappenende buchbar ist und man jede Etappe an einem Tag schafft, dann ist die Mitnahme von Zelt, Matte, Schlafsack und Kochutensilien nicht notwendig.
Übrigens findet hier jährlich Anfang September die Tor des Géants, ein UltraTrailRun über 330 km und 24.000 Höhenmeter statt – ohne Unterbrechung (die Schlafzeiten gehören mit zur Gesamtlaufzeit). Wer’s braucht … interessant ist, zu welchen Leistungen Körper, Geist und Psyche fähig sind.
Tag 15: Rif. Vittorio Sella – Bien im Valsaverenche (Camping Grivola): 15,2km – / 900 Hm – \ 1890 Hm
Tag 16: Freitag, 11. Juli 2025:
Mal wieder dürfen wir umplanen, d.h. flexibel bleiben. Der kleine Markt vom Campingplatz hat nicht alles, was wir in den nächsten Tagen brauchen. Und das Rifugio Savoie, unser nächstes Ziel. hat keinen Schlafplatz für uns.
Wir fahren also mit den Bus hinunter nach Villeneuve im Aostatal, kaufen dort in einem kleinen, dicht bestückten Markt ein und fahren wieder zurück ins Valsavarenche bis an das Talende nach Breuil. Mit Essen für vier Tage in den Rucksäcken steigen Lady C. und Klausing Sherpa auf einem schon vom letzten Jahr bekannten Weg auf zu neuen Erlebnissen.
Am Col Nivolé wollen wir uns einen Zeltplatz suchen und werden am geschlossenen Rifugio Chivasso (2605 Hm) fündig.
Lady C. erkundet die Hüttenumgebung und findet einen zugänglichen Winterraum.
Es wird zwar darauf hingewiesen, dass der Raum aus bürokratischen Gründen nicht benutzt werden darf – wir nehmen den leicht widerständigen Ton zwischen den Zeilen wahr und nutzen ihn.
Wir kochen und essen draußen (Gemüsecouscous mit Schafskäse) …
… und richten uns dankbar innen ein für die Nacht.
Buonanotte.
Tag 16: Valsavarenche (Le Breuil) – Rif. Chivasso: 8,5 km – / 674 Hm – \ 31 Hm


























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