Auf dem Urwaldsteig rund um den Edersee

Auf altbekannter, und doch immer wieder irgendwie neuer Strecke wollte ich mein Schulter-Ungemach mit einem voll gepackten Mehrtagesrucksack zusammenstecken, so dass sie sich aneinander gewöhnen mögen.

Der Urwaldsteig mit seinen rund 66 km und großenteils naturbelassenen Pfaden ist von mir zu Hause mit Öffis in gut 1,5 Std. zu erreichen und war daher als Teststrecke bestens geeignet.

Ein Abstecher zur Burg Waldeck nach ca. 8 km brachte mich mit einer Hochzeitsfeier in Berührung und bestätigte mal wieder meine Abneigung für solche Art von Ritualen.

In stetem Auf und Ab auf einsamen Wegen wurde  nach ca. 22 km das Abendlager hoch über dem Edersee mit gutem Blick in die Ferne definiert. Schauen, trinken, essen, genießen und schlafen waren angesagt.

Zunächst wickelte ich mich nur in meinen Schlafsack. Doch begann es um ca. 2 Uhr in der Nacht zu regnen, so dass ich schnellstmöglich mein Zelt aufbaute, um darin geruhsam bis zum frühen Morgen weiter zu schlafen. Eule und Nachtigall weckten mich mit ihrem Ruf bzw. Gesang.

Morgenstimmung am Schlafplatz. Der See ist noch in Wolkenwatte gepackt.

Der folgende Tag verlief wiederum auf ca. 22 km sonnig an trockenen Steilhängen durch mediterrane Knorreichen-Bestände und mächtige Buchenwäder. Diesmal konnte die komplette Nacht im Freien im Schlafsack hoch über dem oberen Edertal an einem Aussichtspunkt verbracht werden. Lediglich die Mobilitätsgeräusche unterschiedlicher fossilbrennstoffgetriebener Kraftfahrzeuge auf der B252 störten die abendliche Stille.

Topfit begann die letzte Etappe bereits um 6 Uhr morgens. Wunderbar die noch völlig stille und frische Waldlandschaft. 

Hier dient die Wippe auf einem Spielplatz bei Asel-Nord als Frühstücksbuffet.

Meditativ bei gleichzeitig flottem Tempo ging es dann hauptsächlich unter einem geschlossenen Buchenwalddach entlang. Eindrücklich zum einen aber auch etwas eintönig (unter Buchen wächst einfach nix anderes mehr) wurde der Rest der letzten Etappe bis Hemfurth absolviert.

Bis zur Abfahrt des Öffi-Busses war noch Platz für zwei Bierchen und ein Nogger, die ich mir in der Biker-Kneipe „Zündstoff“ gönnte. Ein prima Ausklang bei Rock’n’Roll inmitten polierter Motorräder, die ihre Besitzer*innen ausfuhren.

Ergebnis: Rucksack und Schultern vertragen sich, wenn ich die Traglast mittels Hüftgurt fast komplett auf die Hüften übertrage und die Schulterriemen fast nur für das Austarieren des Gleichgewichts nutze. Gute Voraussetzung für einen langen Bergsommer !!!

Tipps für andere Urwaldsteigende:

  • Mit normaler Kondition reichen für den gesamten Urwaldsteig 2,5 bis 3 Tage aus.
  • Alltags begegnet man kaum anderen Wandernden.
  • Der Abschnitt zwischen Waldeck und Asel-Nord ist als Tagesetappe sehr beliebt und an schönen Wochenenden stark besucht.
  • Wenn man das Wochenende in die Wanderung mit einbezieht, empfiehlt es sich, freitags von Hemfurth in entgegen gesetzter Richtung zur offiziellen Beschreibung los zu gehen (Richtung Nord-West: Hemfurth -> Waldeck -> Scheid -> Asel-Nord …). So kann man die tollen Knorreichen-Steilhänge von Waldeck bis Asel-Nord am Freitag in Ruhe genießen und ist am Wochenende auf den sowieso weniger begangenen Strecken unterwegs.
  • Im Frühsommer ist der Stausee noch voll und lädt auch zum Baden (z.B. am Südende der Halbinsel Lindenberg) ein. Später im Jahr wird immer mehr Wasser abgelassen, so dass die grauen Uferböschungen nicht so doll aussehen und die Badestellen erst nach einigem Balancieren über scharfkantige Steine erreichbar sind.

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