Auf der Alta Via Canavese II

Tag 11 – Dienstag, 9.7.: Rif. Jervis – Fonti Minerale

Übrigens bewegen wir uns schon seit gestern auf der Alta Via Canavese (AVC), die uns durch das südlich angrenzende Gebiet des Gran Paradiso führt. 

Endlich finden wir eine erste Wegmarkierung.

Wir haben wegen des unsicheren Wetters und des noch häufig vorhandenen Schnees den etwas niedrigeren, südlichen Teil der Route gewählt. 

Wegemarkierungen in Form von Steindauben begleiten unseren Weg hinauf zum Col di Nel (2551 Hm). 

Bei Abstieg dürfen wir steil an einem See ohne Namen vorbeiziehen …

… und auch mal wieder die aktuelle Blumenvielfalt bewundern. 

Ceresole begrüßt uns mit seinem Stausee, auf dem Windsurfer ihrem Freizeitvergnügen nachgehen. 

Wir flanieren an einem aus der Zeit gefallenen Zeitungskiosk vorbei …

… bevor wir in einem kleinen Lebensmittelladen, der gleichzeitig Dorfbar ist, unsere Vorräte auffüllen. 

Letztendlich finden wir Unterschlupf bei ‚Fonti Minerali‘, einem Gasthaus ganz in der Nähe einer Region für Sportkletternde. Entsprechend jung ist das Gastronomieteam und sind es auch die Gäste. 

Lady C. schmeckt das Wasser der Mineralquelle wegen seines Eisengehaltes ganz vorzüglich.

Wir freuen uns über gute, flotte Musik zum köstlichen Abendessen. Gemerkt habe ich mir ‚Crispelle‘ (überbackene Nudelrollen) und den Nachtisch ‚Bavarese’mit Pfirsichkompott und Basilikum.

Tag 11: 9 km – / 319 Hm – \ 1072 Hm


Tag 12 – Mittwoch, 10.7.: Fonti Minerale – Bivacco Genisio

Die Morgenstimmung am Stausee von Ceresole ist beeindruckend. Italien und Frankreich grenzen sich durch die Bergkette im Hintergrund voneinander ab.

Nachdem beim Aufstieg durch den Wald einige Mücken sich bei uns ihre Portionen Blut abgesaugt haben, können wir wieder mal Blumenwiesen in Hochlagen bewundern. 

Wir queren erste kleine Schneereste beim Aufstieg zum Col della Crocetta (2631 Hm) …

… passieren noch teilweise vereiste Seen …

Lago della Fertà

Gran Lago

Lago d’Unghiasse

… um letztendlich den Col della Terra d’Unghiasse zu überqueren. 

Nach insgesamt elf Stunden (inkl. Pausen, Fotoaktionen und Wegerkundungen) erreichen wir das Bivacco Cecilia Genisio

das in einem Hochtal neben verfallenen Alpgebäuden liegt und Wandernden Zuflucht bietet.

Tag 12: 13,3 km – / 1586 Hm – \ 850 Hm


Tag 13 – Donnerstag, 11.7.: Biv. Genisio – Pialpetto

Eigentlich wollen wir heute auf der Alta Via Canavese weitergehen bis zum Rifugio Salvin. Die Wetterprognose für Freitag sagt jedoch viel Regen und lokale Gewitter voraus. Wir ändern mal wieder unseren Plan, was schon gängige Praxis ist.

Das gemütliche Bivacco verlassen wir am frühen Morgen aufgeräumt für die nächsten Gäste …

… und merken schon nach kurzer Zeit wie weitläufig die Landschaft im Verhältnis zum winzigen Bivacco ist.

Bivacco-Suchbild

Die Schneeschmelze ist im vollem Gange und nutzt auch die Wege zu Abfluss. 

Auf Schritt und Tritt treffen wir auf verlassene Alpi mit im Verfall befindlichen Alpgebäuden.

Das Leben im Tal mit Arbeit in Fabriken, Einkauf in nahe gelegenen Läden und beheizten Wohnungen ist einfach leichter.

Wir nutzen die noch vorhandenen Alpverbindungswege für unsere Wanderung und haben immer wieder Respekt vor der Wegebauarbeit, die hier in der Vergangenheit geleistet wurde. 

Vom Lago del Boiret für eine ‚Scala di Pietra‘ (Steintreppe) zum gleichnamigen Passo (2329 Hm).

450 Hm tiefer begegnen wir einer canavesischen Dachziege.

Steil und heiß geht es weiter durch Viehwirtschaft ausgenutzte Flächen. Zertretene Wiesen, in die Wiese abgelassene Gülle, enge Kuhställe. Ob diese Art der Viehwirtschaft wirklich dem Erhalt der Artenvielfalt dient, wie häufig auch von Naturschutzorganisationen erwähnt wird, wage ich zu bezweifeln.

Weiter geht es auf einer alten Mulattiera durch kühlen, aber feuchten Wald bis nach Chialamberto (852 Hm) im Lanzotal.

An lichten Flecken entdecken wir beim Abstieg noch wunderschöne Blumen.

In Chialamberto angekommen, das in einem der steilen Lanzotäler liegt, fahren wir mit dem Bus nach Pialpetta. Von meiner GTA-Wanderung in 2019 kenne ich hier eine gute Unterkunft, das Posto Tappa Setugrino, das noch zwei Betten für uns hat und uns ein köstliches Abendessen in klassischem Ambiente serviert. 

Wir verbringen mit Hester, einer niederländischen jungen Frau, die im zweiten Jahr auf der GTA unterwegs ist, einen unterhaltsamen, interessanten Abend.

Tag 13: 11,7 km – / 580 Hm – \ 1957 Hm


Tag 14 – Freitag, 12.7.: Pialpetto

Wir legen hier einen Pausen- und Waschtag ein und lassen es uns gutgehen.


Tag 15 – Samstag, 13.7.: Pialpetto – Aosta

Heute ist Bus- und Bahnfahrtag. Am Sonntag erwarten wir Mr. B., Lady C.’s Schwips-Cousin aus den USA in Aosta. Er wird uns in den nächsten 10 Tag durch die valdostanen Berge begleiten.

Mit Bus und Bahn geht es über Ceres, wo wir in einer typischen Bar ein typisches Frühstück einnehmen …

Weiter geht es nach Turin, wo wir einen längeren Aufenthalt nutzen, um typische zuvielisatorische, bunte Blumen – leider nur hinter Glas – zu finden.

Frutta Gelatinosa

Aosta begrüßt uns am Nachmittag bei ca. 30°C. Mitten in der Futter- und Partymeile befindet sich unsere heutige Unterkunft, die ruhig und gut ausgestattet Unterschlupf bietet. Wir kaufen Salat und futtern gierig die Rohkost, an der es uns in den Bergen mangelt.


Tag 16 – Sonntag, 15.7.: Aosta

Der Morgen in Aostas Innenstadt ist tiefenentspannt. Das römische Theater, welches derzeit restauriert wird, sehen wir leider nur in Teilen aus der Ferne.

Bereits vor 2100 Jahren wurde es erbaut. Aosta wird auch das ‚Rom der Alpen‘ genannt.

Nachmittags erwarten wir Mr. B. am Busbahnhof. Mit nur 1,5 Stunden Verspätung kommt er aus South-Carolina an.

Von Beginn an ist mir Mr. B. sympathisch. Trotz seines Jetlags und seiner Müdigkeit verbringen wir einen informativen Abend im typisch italienischen Ristorante ‚La Rotonda‘, das so ganz ohne TouriFlair auskommt.

Ab morgen wollen wir weitere Etappen der Alta Via Aosta 2 gehen, die uns noch unbekannt sind. Hoffentlich bleibt dieser Plan mal bestehen.

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schlagwörter