Auf Schneeschuhen …

… mal der mausgrauen Mittelgebirgsumgebung im Januar entfliehen.

Via Bahn geht es flott von Kassel nach Fischen im Allgäu. Unsere Unterkunft liegt zentral, so dass wir jeden Morgen mit den Nahverkehrsbussen unsere ausgewählten Ziele auch ohne PKW prima erreichen: kein Eiskratzen auf der Windschutzscheibe, kein Einheizen des Fahrgastraumes, keine Parkgebühren, Start- und Ziel müssen nicht an gleicher Stelle sein, – und dazu noch kostengünstig und ein wenig klimaneutraler.

Tag 1: Auf den Girenkopf (1.683Hm)

Viele Menschen zieht es am Wochenende bei diesem tollen Wetter hinaus. Die Parkplätze, Pisten, Loipen und Winterwanderwege sind voll. Abseits davon sind in geringerer Zahl Skitourengehende und Schneeschuhwandernde unterwegs. Je weiter wir wegkommen von den Hauptpfaden und Spuren desto weniger begegnen uns Gattungsgleiche. Wir genießen an der Alpe Spicherhalde Sonne, Stille, Stimmung und phantastische Aussichten.

Strecke: Balderschwang – Abzweigung „Hubertus Mountain Refugio“ (welch eine germano-anglo-italo-Stilblüte!!) – Obere Socheralpe – Untere Balderschwanger Alpe – Alpe Spicherhalde – Girenkopf – auf gleichem Weg zurück:

10,1 km – /700Hm – \700Hm

Tag 2: Zur Burgl-Hütte (1.428Hm)

Sonnen-Sonntag. In der Früh bringt uns der Bus nach Gschwend. Gemeinsam mit Skitourenden steigen wir ein in die Spur, zunächst über die tief verschneite Bolgenach, dann vorbei an der idyllisch gelegenen Lichtensteiner Hütte. Hier ist der Schnee noch fast unberührt. Am Abzweig zum Burstkopf verlassen uns die mit Skiern an den Füßen. Sie wollen auf den Burstkopf, weil es von dort flottere Abfahrtsmöglichkeiten gibt. Wir stapfen weiter bis zur Burgl-Hütte, die geschlossen ist. Mit Broten, Tee und Kaffee lassen sich Sonne und Aussicht genießen. Auf anderem Weg, doch genauso entspannt wie wir hier hoch gekommen sind, kommen wir auch wieder runter. Ab der Fuchshütte beginnt ein präparierter Winterwanderweg. Wir schnallen die Schneeschuhe ab. Sie machen nur Sinn, wenn das Einsacken im Schnee anstrengend wird. In kühlem Schatten auf einer Terrasse in Balderschwang-City trinken wir ein Bier und freuen uns auf den Bus, der uns aufwärmt und nach Fischen bringt.

an der Burgl-Hütte

Strecke: Balderschwang-Gschwend – Bolgenach – Lichtensteiner Hütte – Stadelmannburstalpe – Burgl-Hütte – Güntlealpe – Fuchshütte – Talstation Höflealplift – Bolgenach – Balderschwang:

9,7 km – /522Hm – \534Hm

Tag 3: Auf’s Riedberger Horn (1.787Hm)

Gemeinsam mit Wanderfreunden machen wir uns am Montagmorgen auf. Die am Wochenende völlig überfüllte Skipiste von Grasgehren gähnt uns leer entgegen. Am Rand eines Wildschutzgebietes steigen wir zunächst moderat, dann etwas steiler auf das Riedberger Horn. Trotz einiger Wolken ist die Rundsicht wieder grandios. Zum Pausieren ist es zu frisch und es fehlt eine Bank oder ähnliches. Den Abstieg müssen wir zu Beginn suchen, da die Spuren des Vortages zugeweht sind. Über verharschten Schnee im Wald steigen wir ab bis zur oberen Mittel-Alpe. Sie hat zu unserer Überraschung geöffnet und wir genießen Bier und Tee auf einer Sonnenbank während sich unsere Schneeschuhe gemeinsam ausruhen. Für den Rest des Weges brauchen wir uns nur noch auf die erhohlten Schneeschuhe stellen und schon landen wir wieder in Grasgehren.

Strecke: Grasgehren – Riedberger Horn – Obere Mittelalpe – Alpe Hörnle – Grasgehren:

7,8 km – /493Hm – \505Hm

Tag 4: OfterschRangiswangerWeiherkopfHorn (1.615Hm)

Wieder mit dem frühesten Bus fahren wir nach Ofterschwang, und beginnen kurz vor der Liftanlage einen vereisten Aufstieg durch den noch frostigen Wald. Gut dass wir nicht nur unsere Schneeschuhe sondern auch unsere „Schneeketten“ für die Wanderschuhe dabei haben. Nachdem wir sie angezogen haben, ist es einfach auf dem eisigen Pfad voranzukommen.
Kaum lassen wir den Wald hinter uns, bescheint uns die Sonne. Der Schnee wird tief und wir wechseln auf die andere „Gehhilfe“. Auch heute sind wir fast allein unterwegs und genießen den Luxus einer Gipfelbank auf dem Ofterschwanger Horn. Nach einem Abstieg und einer nochmaligen Waldetappe mit „Schneeketten“ steigen wir recht steil im noch festen Schnee auf das Rangiswanger Horn. Auch hier lohnt sich eine Pause zum Genuss der Sicht, der Sonne und der Luft. Weiter geht es auf schmalem Schneepfad in Richtung Weiherkopf. Wir passieren eine schmelzende Schneewehe und sind beeindruckt von der erstandenen Form. Eine Hochebene breitet sich vor uns aus. Wie gemalt. Fast kitschig. Der Abstieg nach Bolsterlang ist nicht so prall: er führt an Pisten entlang, die wir manchmal queren müssen. Gut, dass heute auf der Piste nicht so viel los ist. Schließlich erreichen wir über einen festgefahrenen Almzufahrtweg (wieder mit „Schneeketten“) den Ort Bolsterlang, der nur ein paar Busminuten von Fischen entfernt liegt. Schön war’s mal wieder.

Strecke: Ofterschwang – Buchenschwand-Alpe – Ofterschwanger Horn (1.411Hm) – Alpe Fahnengehren – vorbei am Sigiswanger Horn – Rangiswanger Horn (1.615Hm) – Abzweig Talabfahrt Weiherkopf – Alpe Ornach – Talstation Hörnerbahn – Bolsterlang:

10,5 km – /928Hm – \903Hm

Tag 5: Auf den Piesenkopf (1.630Hm)

Am Schwabenhof bei Balderschwang startet unsere heutige Tour. Mal wieder gemeinsam mit unseren Wanderfreunden laufen wir zunächst entlang der top präparierten Scheuenloipe bis zum Abzweig zum gleichnamigen Pass. Ab hier sind wieder die Schneeschuhe notwendig. Bergauf durch schattigen Wald passieren wir kurz vor dem Scheuenpass eine traumhafte Hochfläche. Der Abschlussanstieg zum „Gipfel“ des Piesenkopfes bietet alles, was man sich von einer Schneeschuhtour wünscht: fast unberührte Schneelandschaft, tolle Aussicht, Sonne pur und die Luft so frisch, dass es einem durch den Körper pfeift. Oben dann ist es zu frisch für eine längere Gipfelrast. Wir steigen ab bis zur Piesenalpe und genießen hier im Windschatten und in der Sonne unseren Rucksackproviant in Form von Broten, Tee, Kaffee und Wasser. Der Abstieg zieht sich wunderbar in die Länge. Es ist ein bisschen wie ein Rücksturz zur Erde aus einer anderen Welt.

Strecke: Riedbergpassstraße – Scheuenpass – Piesenkopf – Piesenalpe – Dinigögenalpe – Scheuenalpe – Riedbergpassstraße:

16,7 km – /699Hm – \699Hm

Übersicht:

Erkenntnisse:

  • Die Länge der Schneeschuhwanderung muss an die früheste Anfahrt und späteste Rückfahrt der Buslinien angepasst werden.
  • Bei gutem Sonnenschein ist eine rundum geschlossene Sonnenbrille zum Schutz der Augen ratsam.
  • Mit Bahn und Bussen erreicht man auch in Deutschland in kurzer Zeit traumhafte Winterlandschaften, die mit Schneeschuhen gut begehbar sind (nur wenn auch der aktuelle regionale Lawinenlagebericht dafür günstig ist).
  • „Schneeketten“ für die Wanderschuhe sind eine gute Ergänzung für vereiste Strecken (z.B. im Wald).
  • Es wäre bestimmt toll, auch mal eine mehrtätige Schneeschuhtour „von Hütte zu Hütte“ zu gehen. Mal sehen was da so möglich ist.

4 Kommentare

  1. Katharina
    24. Januar 2022
    Antworten

    Lieber Klaus, liebe Cornelia!
    Schöner Beitrag – wie immer und ich bekomme Lust, es euch nach zu tun!
    Der mausgrauen Mittelgebirgsumgebung im Februar mal entfliehen ;-))
    Liebe Grüße, Katharina

    • 24. Januar 2022
      Antworten

      Ja, prima, wenn es dich dazu animiert, mal etwas anderes zu tun als zu arbeiten.
      Liebe Grüße, Klaus

  2. Volker Hildebrand
    24. Januar 2022
    Antworten

    Liebe Cornelia, lieber Klaus!
    Hat viel Spaß gemacht, mit Euch gemeinsam durch den Schnee zu laufen!

    Liebe Grüße
    Anja und Volker

    • 24. Januar 2022
      Antworten

      Ja danke, Ihr beiden. Für uns war es in Eurer Begleitung auch ganz prima.

      Liebe Grüße
      Klaus

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