VML: Ausklang im Val Sanagra

Tag 6, Freitag:

Es war unser letzter gemeinsamer halber Wandertag. Alles war wieder trocken und Anettes Fußbeschwerden waren geringer. Unsere geplante Wanderung, die Via dei Monti Lariani weiter zu gehen, machte keinen Sinn, denn wir mussten das Passagierschiff in Menaggio mittags erreichen, das uns nach Cernobbio zurückbringen sollte. Anstelle des war wir von diesem Val Sanagra so angefixt, dass wir uns entschlossen, diesem bis an den Comer See zu folgen.

Erst konnten wir schlendernd über Wiesenwege ziehen und dabei den in Cellophan eingepackten KapellenSchmuck bewundern.

Hätte ich genauer auf die Karte geschaut, dann hätte ich die sehr dicht zusammenstehenden Höhenlinien erkannt und bereits eine Ahnung über den weiteren Wegverlauf gehabt. Aber so war es eine echte Überraschung.

Das Tal, in dem der Bach sich entlang schlängelte, wurde immer enger. Und das Gewässer stürzte mehr hinab als es floss.

Ein handgemaltes Schild wies auf eine schmale Wegstrecke hin. Dass diese auf teilweise gesichertem Steig durch eine Schlucht führt, war uns klar als wir bereits mitten drin waren.

Dieser Weg wurde nicht oft begangen. Die Sicherungen waren bereits teilweise defekt, Bäume lagen quer, der Weg wuchert teilweise schon zu. Es war phantastisch!

Danach wurde es nochmal wildromantisch mit etwas Urwaldflair.

Buchen, Palmen, Fichten – Seltener Mischwald

So voller Überraschungen wie der Weg, so war auch das Ende. Der Pfad wirkte immer zugewachsener und auf einen Fabrikgelände war plötzlich Schluss. Der Einstieg zu dieser Schluchtwanderung ist von dieser Seite nicht zu finden, wenn man ihn nicht von der anderen Seite schon als Ausgang benutzt hat.

Raus aus dem Fabrikgelände, über Leitplanken und autobahnähnlich ausgebaute Straßen ging es dann in wenigen Minuten nach Menaggio am Comer See. Das Patina-Flair hatte uns wieder. Der Touristenrummel außerhalb der Saison reichte uns schon. Und gleichzeitig kann ich nachvollziehen, wieso es so viele Menschen (auch die Reichen und die Schönen) hierher zieht.

Das Fährschiff tuckerte uns zwei Stunden auf dem See von Haltestelle zu Haltestelle. Wir konnten in Muße die meist altertümlichen Hotels, Villen und Residenzen, mit denen das Ufer vollgestopft ist,  mit gemischten Gefühlen betrachten.

Angekommen in Cernobbio holten wir im Albergho Ponte Vecchio unsere deponierten Sachen ab, bedankten uns ganz herzlich und bewerteten die Herberge mit 5 Sternen beim Internet-Hotelvermittler.

Dann ging es über Industriegebiet und kleine Straßen zu Fuß in die Schweiz nach Chiasso zur Villa Helvezia, wo uns eine schweizerisch/italienische Familie ein Zimmer mit Küchen- und Kommunikationsanschluss (persönlich und WiFi) vermietet hat.

Zum Abendessen zurück nach Italien …
Zum Schlafen wieder in die Schweiz …


Zum Frühstück wieder nach Italien …

Und schließlich besteigt Anette den Zug in  Chiasso/Schweiz, um über Zürich nach Kassel gefahren zu werden. Eine wunderschöne Wanderzeit geht zu Ende. Schade. Ein bisschen Wehmut steigt in mir auf. Und die Frage, was ich jetzt tue.

Die Via dei Monti Lariani zu Ende laufen ?
Mich allmählich auf den Radweg nach Kassel machen?

Ich radelte erstmal zum Comer See, setzte mich mit einem Cappuccino an die kommerzialisierte Uferpromenade und, wie heißt das so schön, „spürte in mich hinein“ …

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