Bus- und Hüttenbummeln

Tag 5, Mittwoch, 3.7.: Rifugio Rosazzo – Rifugio Barma

Noch vom Abend gut gefüllt geht es am Morgen vom im Nebel verschwindenden Rifugio Rosazza los.

Danke an Claudia für ihre unkomplizierte Gastfreundschaft.

Wolken wabern geheimnisvoll über Biella und der Poebene.

Beim Aufstieg zum Colle Chardon (2221 Hm) begegnen uns Sprösslinge, die die Schneefreiheit sofort für enormes Wachstum nutzen. 

Schon ein paar hundert Höhenmeter tiefer hat der Weiße Germer (Achtung: giftig!) schon große grüne Blätter.

Erste Schneefelder begehen wir nach dem Colle Chardon (2221 Hm) mit unseren Grödeln bzw. Schneekrallen, die uns Sicherheit im Abstieg geben. 

Eigentlich wollen wir noch auf den Mars (Monte Mars (2600 Hm). Ständige wechselnde Wolkenbänder und dadurch geringe Aussicht auf gute Aussicht halten uns davon ab, ihn zu besteigen.

Das Rufugio Barma liegt hinter einer Kurve plötzlich vor uns (Suchbild).

An verfallenen Alpgebäuden geht es noch vorbei.

Aus der vom Schnee befreiten Erde sprießt fast explosiv der Farn …

… und Enzian.

Wir erreichen das in Wolken eingehüllte, sehr komfortable Rifugio Barma schon am frühen Nachmittag. Ein geruhsamer Tagesausklang steht uns bevor. 


Tag 6 – Donnerstag, 4.7.: Rifugio Barma – Rifugio Coda

Das Rifugio Barma liegt in fantastischer Umgebung. Uns erscheint es jedoch zu komfortabel für eine Berghütte.

Die Alta Via Aosta Nr. 1 leitet uns durch diesen sonnigen Tag.

Einige hundert Meter tiefer talwärts blüht es in hoher Intensität.

Neben einem geschmolzenen Schneefeld bereiten sich Kaulquappen auf ihr wahrscheinlich kurzes Leben vor. Nur wenige werden zu großen Fröschen heranwachsen.

Zum Colle Sella geht es über ein paar kleine Schneefelder.

Wir erreichen das Rifugio Coda in typischer Bielleser Wolkenwaschküche.

Von meiner GTA-Wanderung in 2019 ist mir die Hütte in guter Erinnerung: etwas schraddelig, gleichzeitig sauber und mit einer freundlichen, kompetenten Hüttenwirtin, die schon seit 35 Jahren in den Sommermonaten hier auf Hütte ist.

Der Hausberg der Hütte, die Punta Sella, ist ein Aussichtspunkt erster Klasse, insbesondere bei klarer Sicht und Sonnenuntergang.

Der Blick schweift vom Monte-Rosa-Massiv über Cervino (Matterhorn) bis weit in den Süden zum Montviso. Einfach nur fantastisch.

Der CAI Biella hat 1947 wirklich eine gute Platzwahl für  die Errichtung des Rifugio Coda getroffen.

Die aufkommenden Veränderungen für Hüttenbewirtschaftung gehen auch hier nicht spurlos vorbei: Trinkwasser gibt es nur noch in PET-Flaschen käuflich zu erwerben. Zwei Heliflüge pro Saison versorgen die Hütte mit dem Wichtigsten. Der Rest wird bei Bedarf vom nächsten gelegenen Parkplatz (2 Std.) in Rucksäcken hochgetragen.

Ein paar Minuten stehen wir, eingehüllt in Wolken, umrahmt von einer Lichtbrechung in Spektralfarben. Wie so etwas entsteht, will ich noch klären.

Als Tagesabschluss dürfen wir noch die ‚blaue Stunde‘ am Rifugio Coda erleben. Danke.


Tag 7 – Freitag, 5.7.: Rifugio Coda – Fontainemore – Bus nach Ivrea

Der letzte gemeinsame Wandertag mit Lady A. bricht an.

Noch ein Blick auf den Monte Mars, der sich nicht besteigen ließ.

Immer wieder bewundere ich beim Abstieg nach Fontainemore die Wegführung, die Vorgängergenerationen vor hunderten von Jahren  gefunden, gebaut, befestigt und gepflegt haben. Ursache dafür war die Armut im Tal und die Möglichkeit, hier oben im Sommer ein klägliches Auskommen zu erwirtschaften.

Steil führt der Weg gute 1500 Hm hinab, zum Schluss über alte Maultierwege von Weiler zu Weiler.

Die Bütenpracht des aufkommenden Sommers lässt sich nur in kleinsten Bruchteilen verpixeln.

Fruchtstand der Alpen-Kuhschelle

Nach zwei Busfahrten erreichen wir Ivrea am Rande der Poebene.

Ein Gang durch die Altstadt beschert uns einen Aufenthalt in der Bar del Centro mit der so typischen, lockeren Atmosphäre. Dank an Lady A. fürs Foto.


Tag 8 – Samstag, 6.7.: Bus nach Bien im Valsavarenche

Lady A. steigt in den Zug nach Mailand. Durch die verspiegelten Scheiben können wir sie leider nicht mehr sehen.

Auch in Ivrea gibt es die mit morbider Patina behafteten ‚Lost places‘, sogar ganz in der Nähe des Bahnhofes.

Nun geht es für Lady C. und mich allein weiter. Mal wieder überarbeiten wir unsere Pläne. Das Wetter ist sehr wechselhaft und mit Regentagen durchsetzt. Immer noch gibt es Altschnee bis hinunter auf 2000 Hm. Cogne, ein Ort im Aosta-Gebiet, ist zur Zeit von der Außenwelt abgeschnitten. Dort hin zu laufen, macht keinen Sinn.

Wir überspringen daher (mal wieder) einige Etappen und versuchen unser Glück im Canavese-Gebiet südlich des Gran Paradiso. Busfahrten (Ivrea-Aosta-Villeneuve-Bien) bringen uns ins obere Valsarenche. Es regnet fast den ganzen Nachmittag. Wir haben Glück und finden ein Zimmer auf dem Campingplatz Grivola (1600 Hm).

Bei einem nachmittäglichen Spaziergang (hört,hört!) begegnen wir kleinen natürlichen Steingärten am kräftig dahinrauschenden Torrente Savara.

Echt italienische Abendessensrituale begegnen uns hier wieder: gleiche Startzeit für alle – fast gleiches Essen für alle: Minestrone, Rehgulasch mit Polenta, Bonet als Dessert – schnelle Essenssaalräumung nach Beendigung der Verkostung – Ausklang in der Bar bei Kartenspielen, Fernsehen und HandyDaddeln.

Und das alles in einem Gemisch von italienischer und französischer Sprache, gespickt mit frankoprovenzialischen Wörtern und Sätzen, die nicht zu verstehen sind.

Herzlich willkommen im Aosta-Gebiet.

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