Der Frühsommer zieht uns hinaus. Das Wetter soll in den nächsten Tagen sonnig und trocken werden. Ein paar Wandertage zur Vorbereitung unserer diesjährigen Alpenwanderung werden uns gut tun.
Dazu wählen wir drei Etappen des Eifelsteigs aus, die wir noch nicht kennen. Auf unserer Deutschland-Tour in 2020 sind wir in Blankenheim auf den Eifelsteig gestoßen und sind ihm nach Süden gefolgt. Weil uns die Etappen gut gefielen, interessieren uns nun die nördlichen Etappen ab Monschau.
Mit dem Deutschlandticket erreichen wir den durchtouristifizierten Ort mit Bahn und Bus. Die allerbesten Tage scheinen hinter Monschau zu liegen. Der sehr historische Ort liegt etwas eng im Rurtal, ganz in der Nähe der belgischen Grenze.
Leere Ladengeschäfte blicken uns bei einem Spaziergang durch die Gassen mit dunklen, blinden Augen an. Moos und Flechten bedecken ungenutzte öffentliche Flächen (was ich an sich ja ganz gut finde). Der Lack ist einfach schon etwas ab.
So übernachten wir lediglich dort nachdem wir belgisches Leffe-Bier getrunken haben.
Am nächsten Morgen führt uns der Eifelsteig ziemlich schnell und steil auf wunderschönen Pfaden aus dem Ort heraus, unter anderem auch an diesem Wasserfällchen.
Mittags bekommen wir eine schöne Sicht auf dem der Rurtalsperre vorgelagerten Obersee. In Einruhr (diesmal mit ‚h‘, warum auch immer?) gönnen wir uns am Abend ein Bier, bevor wir zum Schlachteberg hochlaufen.
Hier empfängt uns eine auf der Karte zwar eingezeichnete, aber sonst nirgends näher beschriebene Schutzhütte, die etwas abseits des Eifelsteigs liegt. Frisch gereinigt und ringsum gemäht nehmen wir sie gern als Nachtlager. Zum Abendessen gibt es Dinkelnudeln, selbst getrocknetes Gemüse, Frühlingssuppe und Konservenmuscheln. Die Nachttemperatur von 4° zeigt uns, dass wir noch Frühling haben und der Sommer noch kommen wird.
Auf der zweiten Etappe begegnen wir verschiedenen Schönheiten am schieferfelsigen Wegesrand.
Wie überall auf unseren Wanderungen kommen wir auch an totgepflegten Vor“gärten“ mit dazu passenden Einfamilienhäusern vorbei.
Wer hier wohl begraben liegt?
Obwohl der Wald hier noch meist verschont scheint, zeigen insbesondere Fichtenplantagen massiv ihre Reaktionen auf die klimatischen Veränderungen.
Gemünd dient uns als Wassertankstelle bevor wir die letzten drei Kilometer bis zur Kuckucksley angehen. Die Endung „ley“ bedeutet Schieferfels – wusste ich bisher auch nicht.
Wir richten uns in der Schutzhütte für die Nacht ein. Es gibt Reis mit Tomatensuppe, Trockengemüse, Ziegenfrischkäse und Thunfisch.
Lady C. sieht eine einzelne Hornisse herumfliegen. Auf der Suche nach weiteren finden wir am Hüttendach ein kleines, verlassenes Nest. Was für ein Kunstwerk!
Zwei junge Damen aus dem Tal kommen am Abend zur Schutzhütte und machen es sich auf dem Dach mit Fanta und Knabberzeug gemütlich, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Nette Begegnung. Wieder ist die Nacht etwas frisch: 6°.
Morgenstimmung auf dem Eifelsteig.
Der Weg führt uns immer häufiger auf geschotterten Wegen durch land- und forstwirtschaftlich intensiv ausgenutzte Flächen. Die Grasernte und Silageproduktion ist in vollem Gange.
Da ist so ein alter, bewachsener Baumstumpf schon ein Augenschmaus.
Wer findet ein vierblättriges Kleeblatt?
Nettersheim erreichen wir am späten Nachmittag. Wir nehmen ein Zimmer im Nettersheimer Hof, der multikulturell (aserbaidschanisch-russisch-türkisch) betrieben wird.
Drei Etappen Eifelsteig von Monschau bis Nettersheim liegen hinter uns: ca. 75 km und je 2500Hm auf- und abwärts.
Das Abendessen genießen wir im ‚Freistaat Eifel‚, einem Restaurant mit regionalen Spezialitäten und Produkten.
Angefangen bei Eifeler Knudeln geht es über Hirschfrikadellen und Spitzkohl-Kartoffelstampf hin zu paniertem Eifeler Kaninchen und belgischen Fritten. Auch Bier aus Blankenheim (Blanq) und Wein von der Ahr sind aus lokalen Quellen. Alles köstlich.
Nebenbei erfahren wir, dass das Hochwasser an der Ahr in 2021 bis hierher gewirkt hat und auch Nettersheim inkl. des Freistaats Eifel geflutet waren.
Wohlgenährt und zufrieden machen wir uns am nächsten Morgen mit Schienenersatzverkehr (die Bahnstrecke ist ein Opfer der Ahrflut und noch im Wiederaufbau) und Bahn auf den Heimweg.
Erkenntnis: trotz einiger zuvielisatorischer Zumutungen ist die Eifel eine wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaft und immer wieder eine Mehrtageswanderung wert.
Wir kommen wieder.
Wieder ein toller Bericht. Das macht Spaß zu lesen. Liebe Grüße Heidi 🤓
Danke, Heidi. Es hat auch Spaß gemacht zu schreiben.