Ghiacciai

Tag 36, 5.8.:


So ein voller, toller Tag … doch alles der Reihe nach …

Um 5:30 Uhr beginnt unser Tag. Lady C. hat heute Küchendienst.

Ich packe derweil das Schlafzimmer ein.

Die Gletscherreste sind heute genauso gigantisch anzusehen wie gestern.

Gleichzeitig macht es mich traurig und auch wütend, dass wir Menschen einen hohen Anteil daran haben, dass diese Eis- und Zeitriesen (Ghiacciai=Gletscher) schnell abschmilzen…

Zum wunderbar gelegenen Rifugio Pizzini ist es nicht mehr weit. Es sind nur wenige Gäste hier.

Bei Cappuccino und Tee bewundern wir die Reste des Hängegletscher des Monte Cevedale.

Der Aufstieg zum Passo Zebrù eröffnet phantastische Panoramen. Ich knipse den Akku meiner Kamera fast leer. Immer wieder das Eis von Monte Vioz und Cevedale.

Ein letzter Rückblick vom Passo Zebrù …

Dann wird der Blick frei auf das gleichnamige Val di Zebrù und die Gletscherreste des Monte Zebrù, denen wir langsam näher kommen.

Blick ins Val di Zebrù

Die Felsen werden dolomitähnlich, sowohl von Beschaffenheit (Kalk) wie auch Form (zerklüftet, bizarr, schottrig).

Ein Abstecher ins zum Talende des Val Zebrù bringt uns dem Refugio Quinto Alpini näher, das mit seinen herausstechenden gelben Dächern wie ein Adlerhorst am Fels klebt.

Rifugio Quinto Alpini

Unser langwieriger ‚Rücksturz zur Erde‘ durch das Val Zebrù erfolgt auf Schottersträßchen, die nur von Anwohnern und Touritaxis benutzt werden dürfen.

Der ‚Ortler-Höhenweg‘ zieht hauptsächlich deutschsprachige Wandernde an. Dennoch ist auf den Wegen und Hütten auch jetzt im August kaum was los. Mich wundert es.

Wir steigen ab durch das Val di Zebrù, in das von allen Seiten graues Gletscherschmelzwasser hineinstürzt. Jährlich, zur Zeit der Schneeschmelze, kommen noch irrsinnig große Wassermassen hinzu, so dass immer wieder das Schottersträßchen erheblich erneuert oder sogar verlegt werden muss.

Steinmassen werden vom Wasser hinunter gespült.

Gleichzeitig ist das Tal so schön, dass viele Besitzende von (ehemaligen) Bauernhäusern verstreut das Tal besiedeln.

Am Himmel kündigen sich Regen und Gewitter an. Wir halten Ausschau nach einer Übernachtungsmöglichkeit, finden aber so spontan wie gestern keine.

Wir entscheiden uns, noch weiter ins Tal, zur Not bis ganz nach Bormio, dem nächsten kleinen Städtchen zu laufen. Der Himmel wird immer dunkler, die Beine werden immer müder. Wir haben schon einige Kilo- und Höhenmeter heute hinter uns.

Nach St. Antonio runter mache ich einen offenen Schuppen aus. Er erweist sich als kuscheliger Heuschober. Wir bleiben, essen und trinken unsere Reste und fallen danach müde mit über 1800Hm Abstieg in den Knochen in einen tiefen Schlaf mit Heugeruch.

So ein von Erlebnissen angefüllter Tag … mal wieder Glück gehabt und alles richtig gemacht.

Tag 36, 5.8: Baita Cedes -> St. Antonio Heuschober – 11,2 Std. – 21,4km – /857Hm – \1864Hm

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