Grünes Band zum Jahresende

Kurz entschlossen habe ich noch am 30.12. eine kleine Wanderung im Werra-Meißner-Kreis gemacht.

Selfie

Am -für winterliche Verhältnisse- späten Nachmittag (15:30 Uhr) startete ich in Hitzelrode, einem wunderschönen kleinen Örtchen in der Hessischen Schweiz. Es blieben noch 2 Stunden bis es dunkel wurde. Bis dahin wollte ich einen schönen Platz erreichen, von dem ich am folgenden Morgen den Sonnenaufgang beobachten konnte.

gefrosteter Rucksack

Mit der nächtlichen Temperatur von -8° hatte ich nicht gerechnet, – anderes war vorhergesagt. Aber wer kann schon mit Gewissheit in die Zukunft gucken….

Doch zuvor ging es erstmal stramm bergauf. Der Genuss folgte auf der Höhe. Von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt ging es. Seit langem war mal wieder der blaue Himmel zu sehen. Die Sahnehaube dazu war der glühende Sonnenuntergang, so als wenn die Sonne die Welt nochmal kurz in Brand stecken wollte.

Aussichtspunkt „Salzfrau“

Aussichtspunkt „Wolfstisch“

In der Dämmerung stieß ich auf eine Hinweis „Variante alter Kolonnenweg“. Nichts wie hin, denn dort war es noch heller als bereits jetzt im Wald. Neben dem DDR-Wachweg gibt es eine weite Schneise, die nun ein Kleinod für die Natur ist. Damals wurde dieser Streifen in der BRD häufig als „Todesstreifen“ bezeichnet. Jetzt ist es das Grüne Band, dass sich durch ganz Deutschland von Nord nach Süd zieht.

Die offizielle Sichtweise der DDR war, dass diese Grenze der Schutz vor den kapitalistischen Einflüssen BRD sei, also dem Schutz des Sozialismus dient… Wie dem auch war: Jetzt ist es ein Naturstreifen, in dem diese sich fast ohne Einfluss entwickeln kann. Bis auf den seitlichen Kolonnenweg.

An Stelle von Wachtürmen gibt es jetzt Jagdtürme auf dem Grünen Band.

Die Nacht brach in grau-violett herein und ich fand auf einer Anhöhe mitten auf diesem Naturstreifen einen herrlichen Lagerplatz: Eben, kein hohes Gras, Sicht in die Ferne in Richtung West und Ost.

Dann wieder das bekannte Spiel: Tarp aufbauen. Schlafplatz präparieren. Tütenfutter kochen und essen. Tee kochen und trinken. Die aufsteigende Kälte trieb mich schon um 19 Uhr in den Schlafsack. Na, da stand mir aber eine lange Nacht bevor, kam es mir. Komplett eingemummelt in meinen Schlafsack habe ich noch eine Zeitlang im Inneren gelesen. In der nächtlichen Pinkelpause stellte ich die -8° fest, – und freute mich, dass meine Ausrüstung mir dennoch eine warme Nacht beschert. Ich schlief unruhig, aber lang. So bekam ich die normale Schlafdauer irgendwie zusammen.

Im Halbhellen wurde ich wach und hatte eine Ahnung, dass ich sofort rausschauen muss. Und diese Ahnung war genau richtig:

Blick in den jungen Morgen I

Der Blick in den jungen Morgen war beeindruckend und machte still. Aus meinem warmen Schlafsack heraus schaute ich eine Weile still (logisch) dem Naturschauspiel zu. Dann hielt mich nichts mehr. Voller Energie trieb es mich hinaus für ein paar weitere persönliche Eindrücke und, wie heute üblich, optische Digitalisierungen.

Blick in den jungen Morgen II

Auf dem ehemaligen „Todesstreifen“ zu lagern, machte mir schon ein mulmiges Gefühl …

Lager auf dem Grünen Band

… und gleichzeitig war es eine gute Erfahrung, dass auch ein solches Gebiet mit mieser Geschichte von der Natur zurück erobert wird und sich dadurch langsam die Stimmung dort ändert. Denn: Alles geht vorbei …

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