Im März auf dem Rennsteig

Im letzten Herbst bin ich auf der Wartburg bei Eisenach auf den Internationalen Bergwanderweg der Freundschaft gestoßen, der von Eisenach nach Budapest führt. Er wird auch kurz EB-Weg genannt. Den gpx-track kann man auf Waymarked Trails abschnittsweise herunterladen. Schon vom Namen her finde ich den Weg interessant. Er ist zu Ostblockzeiten in den 1980ern als staatsübergreifender Weitwanderweg entstanden. Zudem führt er durch die Mittelgebirge Tschechiens, Polens, der Slowakei und Ungarns. Eine gute Möglichkeit also, den Frühling und Herbst mit Wandertagen anzureichern und neue Erfahrungen außerhalb der heimischen Gegend zu machen.

Die ersten vier Etappen von Eisenach nach Neuhaus am Rennweg sind identisch mit dem Rennsteig, einem historischen Grenzweg zwischen Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald. Er führt über den Höhenzug des Thüringer Waldes, hat eine lange Geschichte und soll der meistbegangene Weitwanderweg Deutschlands sein. Letzteres ist für mich eher abtörnend. Doch im März herrscht auf dem Rennsteig noch Ruhe und Stille. Also machen wir (Lady C. und ich) uns auf, diese ersten vier Etappen zu erlaufen.


Tag 1: Eisenach – Gasthaus Tanzbuche bei Friedrichroda – 30,9 km – /1334 Hm – \850 Hm

Mit Bahn und Deutschlandticket erreichen wir schon um 8 Uhr Eisenach. Bis zur Wartburg hinauf geht es flott. Ab hier beginnt der EB-Weg. Er führt uns ein paar Kilometer durch die beeindruckende Drachenschlucht

… die noch teilweise vereist ist (immerhin hatte es in der Nacht noch -4°C).

An der „Hohen Sonne“ treffen sich EB-Weg und Rennsteig. Die Qualität des Weges wird abrupt eine andere. Der Weg ist ein breiter, meist geschotterter (=“mineralische Bodendecke“) Forstweg. Von Steig ist hier nicht viel übrig. Der Weg dient neben Wandernden auch Skilanglaufenden, E-Bikenden, Radfahrenden, Forstarbeitenden und manchmal sogar Hundeschlitten zur sportlichen oder beruflichen Fortbewegung. Entsprechend ausgebaut kommt er daher. Und so bleibt er auch.

In der Nähe des Großen Inselsberges stoßen wir auf die ersten Schneeflecken auf dem Rennsteig. Ein Zeichen, dass es in den Nächten hier oben noch ziemlich kalt ist.

Trotz aller Langweiligkeit beim Laufen auf dem Rennsteig ist die Aussicht von den Höhen des Thüringer Waldes beeindruckend.

Dieser hat – wie fast alle anderen Wälder – seine Schäden durch Stürme und Borkenkäferbefall abbekommen und sieht in manchen Teilen recht „nackig“ aus. Doch auch hier ist Totholz allmählich als Basis für den zukünftigen Waldbestand anerkannt. Nur werden wir in unserer Lebensspanne leider nicht mehr die Früchte dieser Erkenntnis erleben können. Dafür hoffentlich uns nachfolgende Generationen.

Der Besatz mit Schutzhütten am Rennsteig lässt keine Wünsche übrig. Top in Schuss und sauber warten sie auf müde oder schutzbedürftige Freizeitaktivisten jeglicher Bewegungsart. Das Übernachten in diesen Schutzhütten wird hier anscheinend geduldet.

Wegen der doch noch niedrigen Nachttemperaturen (-5°C) verkneifen wir unser Vorhaben, eine dieser Hütten zur Übernachtung zu nutzen. Wir haben Glück und finden nach etwas Recherche die „Tanzbuche“ als wirklich komfortables Gasthaus in der Nähe des Rennweges.


Tag 2: Gasthaus Tanzbuche – Oberhof – 27,1 km – /606 Hm – \468 Hm

Über diesen Tag gibt es nicht viel zu berichten. Es geht so eintönig auf dem Rennsteig weiter, wie er am Vortag geendet hat. Einfach nur Forstweg oder Loipenstrecke latschen. Das Wetter ist zwar tiptop doch kommt eine kräftige Erkältung (oder vielleicht ein „Männerschnupfen“?) in mir auf. Das nagt zusätzlich an meiner Wanderlust.

Je mehr wir uns Oberhof nähern, um so dichter wird der Schnee auf dem Weg. Hier ist manchmal, aber selten – parallel zum breiten Forst- und Loipenweg – ein schmaler Pfad für Wandernde angelegt. Dieser liegt jedoch so knapp am breiten Schotterweg, dass man schon die Alibifunktion erahnen kann.

Letztlich erreichen wir Oberhof und kommen dort in einem Sporthotel unter.

Meine Nase läuft, der Kopf brummt, ich bin erschöpft und habe keine Lust mehr weiter zu laufen. Zum einen nervt mich dieses langweilige Gelatsche auf dem Rennsteig, zum anderen würde ich mich am Folgetag darauf nur entlangschleppen. Wir entscheiden ad-hoc, die Tour hier vorzeitig zu beenden.

Nach einer erholsamen Übernachtung und einem guten Frühstück machen wir uns mit Bus und Bahn auf den Heimweg und erreichen nach ca. 4 Stunden Kassel. Ich freue mich auf mein Zuhause, damit ich mich auskurieren kann.

Zusammenfassung: Der Rennweg (offiziell Rennsteig) ist ein historischer Grenzweg, der sehr viele Menschen sowohl im Winter als auch im Sommer anzieht. Um die Anzahl der Besucherinnen und Besucher zu erfassen, sind Zählwerke (Lichtschranken) an 16 markanten Stellen angebracht.

Ich kann bisher in den ersten zwei Etappen leider nicht viel Interessantes am Rennsteig finden, außer dass man einfach nur auf breiten Forstwegen in mäßiger Steigung vor sich hinlaufen kann. Ich vermute, dass es auf den nächsten zwei Etappen bis Neuhaus am Rennweg so weiter gehen wird. Für mich ist das eher langweilig und abtörnend. Der Weg ist so intensiv ausgeschildert, dass es keiner Karte oder gpx-tracks bedarf. Verlaufen klappt nicht.

So überlegen wir nun, wie wir mit dem Internationalen Bergwanderweg der Freundschaft von Eisenach nach Budapest weiter umgehen wollen. Sollen wir ihn ungeachtet der ersten eintönigen Etappen weiterlaufen? Wird die Strecke irgendwann interessanter? Mal schauen, was wir dazu im www (weltweites Wissen) finden. Noch sind wir unentschlossen.

2 Kommentare

  1. Heidi Wahren
    23. März 2025
    Antworten

    Oje, das liest sich dieses Mal ja nicht so pralle. Gute Besserung und gut, dass Ihr bei -5 Grad nicht in der Hütte genächtigt habt. Liebe Grüße Heidi 🤓

  2. 23. März 2025
    Antworten

    Hallo Heide,
    ja, stimmt. Es war nicht so pralle. Der Blog soll ja ein Wandertagebilderbuch sein und kein Wandertageschönredebilderbuch. Danke für deine Begleitung. Es kommen bestimmt wieder andere Beiträge – ich hoffe nicht noch weniger pralle!
    Liebe Grüße, Klaus

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