Mercantour III – Italienische Etappen

Tag 62 – Donnerstag, 29.8.: Rifugio Laus – Santuario Sant’Anna

Zum Warmlaufen (ja, es ist kühl am Morgen) nutzen wir einen steilen Abstieg durch den Wald bis kurz vor dem Weiler San Bernolfo, der noch verschlafen am Terrassenhang klebt. 

Gleich weiter hinauf ins nächste Tal, immer neben einem schönen Bachlauf entlang, bis wir auf eine Hochebene stoßen, die mit Lärchen besetzt ist.

2024

Im Herbst muss es hier wunderbar aussehen.

So allmählich kommt bei mir die Erinnerung auf, dass ich 2017 auf meiner ersten GTA-Wanderung hier schon durchgelaufen bin …

2017

… und sogar in sternklarer Nacht gezeltet habe.

Der folgende Aufstieg gibt wieder freie Sicht auf Landschaft pur. 

Lady C. passiert eine Uralt-Arve, die mich schon auf meiner GTA-Wanderung beeindruckt hat.

Wir erreichen in der Mittagssonne den Passo di Tenisa (2389 Hm), der uns eine Aussicht nach Südwesten ermöglicht – dort wo uns die GTM hinführen wird. 

Nach einem einstündigen Abstieg erreichen wir das Santuario Sant’Anna auf 2020 Hm, das als höchstgelegenes christliches ‚Heiligtum‘ Europas gilt. Am besten lasse ich meine Kommentare dazu weg.

Wir kommen in einem hotelähnlichen Ristoro unter, das uns ein gutes Zimmer und ein wirklich miserables, dürftiges Abendessen bietet. 

Eigentlich wollten wir hier einen Pausentag einlegen, doch verschieben wir diesen auf einen gemütlicheren Ort, den es noch zu finden gilt.

Tag 62 – 11,5 km – / 1009 Hm – \ 889 Hm


Tag 63 – Freitag, 30.8.: Santuario Sant’Anna – Rifugio Malinvern

Weil es erst ab 8 Uhr Frühstück gibt, kommen wir um 8:45 Uhr los. Es ist schon warm und gleich beim ersten Anstieg beginnen wir mit austretendem Schweiß unsere Körper zu kühlen. 

Die heutige Etappe ist sowohl Teil der GTA, der GTM, der Via Alpina und des Sentiero Italia. 

Bis kurz unter dem Cima Moravachère geht es recht flott aufwärts. Wie auf einer kosovarischen Hochebene geht es weiter …

… meist genau auf der französisch-italienischen Grenze.  

Der Herbst kündigt sich mit bunten Blättern und süßen Früchten an Heidelbeerbüschen an.

Bis zum Col delle Lombard kommen wir noch an Überbleibseln des Kriegs zwischen Frankreich und Italien im 2. Weltkrieg vorbei.

Eine Schützenstellung, die uns stark an die kleinen Bunker in Albanien erinnert …

… und noch überall herumliegender verrosteter über 80 Jahre alter Stacheldraht -wie in den Dolomiten, wo sich Italien und  Österreich bekämpft haben – nicht mehr vorstellbar heute, auch dank Europa.

Am Col de la Lombarde (2350 Hm), über den eine Passstraße  führt, die das Val Stura (I) mit dem Val Tinnée (F) verbindet, steht immer noch die Imbissbude, fast so wie vor 7 Jahren, als ich hier vorbei lief.

2024

Sie versorgt Auto-, Motorrad- und Radfahrende sowie Wandernde mit Sandwiches und Getränken. Die Sandwiches sind wirklich prima, sowohl in Größe als auch in Qualität. 

2017

Die Grand Tour de Mercantour führt hier weiter nach Isola 2000, einem französischen Ski-ParadiesRetortenort mit hässlicher Skipistenumgebung. Nein, da wollen wir nicht hin. Wir bleiben in Italien auf GTA, Via Alpina und Sentiero Italia.

Mit aufgefrischter Kraft steigen wir auf einem alten Saumpfad zum Passo d’Orgials (2587 Hm) auf.

Dank an die Altvorderen, die diesen Weg in mühsamer Arbeit angelegt haben. Die heutigen Wanderungen wären ansonsten gar nicht möglich.

Die im Bergsommer grünen Pflanzen färben sich herbstlich in leuchtendem Rostrot ein. Ein letztes Aufbäumen.

Der Weg zieht sich.

Am Pass erwartet uns wieder eine neue Landschaft mit bereits bekanntem und gleichzeitig immer wieder begeisterndem Motiv.

Beim Abstieg passieren wir die Laghi d’Orgials. 

Das Rifugio Malinvern erreichen wir um 16 Uhr. 

Auch dieses ist mir bereits bekannt. Doch hat sich seit 2017 viel verändert. Komplett durchrenoviert wird es von einem ganz jungen Team bewirtschaftet, das neuen Schwung in die Hütte bringt. Zum Beispiel wird bei der Essenszubereitung gemeinsam gesungen (natürlich aktuelle italienische Lieder), was bestimmt Auswirkung auf die Qualität des Essens hat. Es schmeckt super. Gut abgefüllt steigen wir in die Stockbetten.

Tag 63 – 14,4 Km – / 992 Hm – \ 1191 Hm


Übrigens verändern wir – mal wieder – unseren Plan. Auf der Suche nach einem gemütlichen Ort für einen ‚Pausentag‘ stoßen wir auf Terme di Valdieri, ein altehrwürdiges Thermalbad, das eine Tagesetappe entfernt ist. Wir bleiben also noch ein paar Tage auf der italienischen Seite und laufen auf mir bereits bekannten GTA-Wegen durch den Naturpark Alpi Marittime (Seealpen) bevor wir wieder nach Frankreich wechseln.

4 Kommentare

  1. Almut Freund
    2. September 2024
    Antworten

    Danke für die schönen Berichte, ich freue mich schon jeden Tag darauf, meine Ideen fürs nächste Jahr werden angeregt, Euch alles Gute, Ihr seid echt tough!

    • 12. September 2024
      Antworten

      Hallo Almut, endlich komme ich dazu, auf die Kommentare zu reagieren. Schön, wenn wir deine Phantasie für deine nächsten Pläne anregen. Vielleicht laufen wir uns ja mal spontan oder geplant über den Weg. Würde mich freuen. Liebe Grüße, bereits aus Kassel.

  2. Heidi
    4. September 2024
    Antworten

    Kommt gut und gesund weiter voran!
    Ich bin wohlbehalten aus Uganda zurück. Liebe Grüße Heidi 🤓

    • 12. September 2024
      Antworten

      Liebe Heide, nochmals danke für deine Begleitung auf unserer Tour, die immer wieder gut tut. Liebe Grüße, bereits aus Kassel.

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