Nochmal Sentiero Italia

Tag 61: Montag, 25. August 2025:

Heute erleben wir die Gardetta im Sonnenschein.

Obwohl wir den Weg bereits kennen, gibt’s immer andere Sichtweisen, so wie daheim z.B. beim Gang zum Einkauf – wenn man aufmerksam ist.

Interessant ist auch der Blick auf die Rocca di Meja, die hier noch monumental erscheint.

Kommt man ihr von der Seite näher, blickt man auf eine lange Bergkette mit vielen ansteigenden kleinen Gipfeln.

Lange geht es durch alpwirtschaftlich genutzte Hochebenen, bis wir das Agriturismo La Meja erreichen.

Sowohl Vieh- wie auch Touristenwirtschaft werden hier gut und professionell betrieben. Wir sind mal wieder die einzigen Wandergäste. Ferragosto ist vorbei.

Der Abend gestaltet sich überraschend wohlig. Auf knapp über 2000 Hm ist ein wärmender Kamin willkommen.

Auch die Kochkünste sind bewundernswert. Als Primo gibt es Möhrenflan mit Parmesan-Kräutersoße.

Tag 61: Chialvetta – Col di Preit: 14,7 km – / 959 Hm – \ 376 Hm


Tag 62: Dienstag, 26. August 2025:

Bevor es weitergeht bewundern wir noch die Schmuckglocken, die die Kühe während ihres 45 km! langen Alpauf- und abtriebs von und nach Dronero tragen.

Obwohl weniger steinig und zackig, bleibt die Berglandschaft abwechslungsreich. Unterschiedliche Gesteinsarten wechseln hier mit Grasland ab.

Ab hier steigen wir wieder in den Sentiero Italia ein, der uns meist gut durch die italienischen Alpen begleitet.

Ein kleiner See, der gleichzeitig eine Quelle beherbergt, zeigt uns mit Hilfe des Sonnenlichts seine Farbenvielfalt.

Am Nachmittag erreichen wir Sambuco. Wir haben Glück und finden Herberge in der Osteria della Pace, die auch Betten im Posto Tappa anbietet. Wieder sind wir die einzigen Wandernden.

Die Osteria ist am Abend jedoch gut besucht, wohl auch wegen ihrer in Slow-Food-Kreisen bekannten Küche. Mit dem Auto angereiste Gäste, die auch zum Teil im Albergo übernachten, sind extra wegen der guten Küche angereist. Auch wir sind begeistert von den Köstlichkeiten aus einfachen Zutaten und entschleunigender Gastlichkeit trotz voller Gaststube.

Tag 62: Col di Preit – Sambuco: 16,3 km – / 535 Hm – \ 1417 Hm


Tag 63: 27. August 2025:

Am Morgen geht es gleich weiter mit den selbstgemachten Kuchen, Plätzchen und Marmeladen. Doch irgendwann passt einfach nichts mehr rein. Wir brechen auf.

Unser letzter Tourtag auf unserer diesjährigen Wanderung durch die Alpen ist angebrochen.

Kontinuierlich steil geht es zunächst durch Weiß-Tannen-Zuchtwald. Dann beginnt es zu regnen.

Eine leise, gleichmäßige Dauerberieselung dringt durch alle Öffnungen bis auf die Haut und in die Schuhe.

Wir gehen im Regen durch wilde Himbeer- und Heidelbeerfelder und genießen Früchte trotz aller Nässe.

Die kleinen Altersschönheiten am Wegesrand ‚pflücke‘ ich fotografisch gleich mit.

Kurz vor Bagni di Vinadio hört es auf zu regnen. Die Schuhe sind durch und durch nass. Unsere Füße schwimmen im Wasser, sind jedoch warm.

Die Terme di Vinadio ist seit 2015 geschlossen. Bis 2020 wurde sie restauriert. Seitdem ist Stillstand.

Die heißen Quellen fließen jedoch weiter.

Unterhalb einer Straßenmauer fließt das 39° warme Quellwasser in drei kleine Steinbassins, die wir zur körperlichen Entspannung und Erbauung nutzen. Die Gemeinde pflegt diese kleine Anlage. Sie steht für alle zur Verfügung.

Eine Wonne. Nach 63 Tagen erklären wir unsere Alpenwanderung in den piemontesischen Westalpen und im angrenzenden Frankreich für beendet.

Im nahegelegen Strepeis finden wir ein letztes Mal in einem Posto Tappa für GTA-Wandernde Unterschlupf.

Das Albergo Strepeis bietet uns ein gutes Abendessen mit einer speziellen Gemüsemischung sizilianischer Art.

Caponata: Sieht schlechter aus als es schmeckt (hervorragend!). Wird nachgekocht.

Tag 63: Sambuco – Bagni di Vinadio: 10,9 km – / 1231 Hm – \ 1126 Hm


Tag 64 – 66: 28.August – 30. August 2025:

Es schüttet wie aus Eimern – das ist untertrieben!

Wir warten am Morgen auf eine kleine Regenlücke und kommen nur wenig nass bei unserem Gastgeber zum Frühstück an.

Das Albergo Strepeis erweist sich essensmäßig als gute Adresse: Wir lernen durch Zuschauen wie man zügig gefüllte Ravioli auf Vorrat herstellt, kosten selbstgemachte Orangenmarmelade und warten dabei auf das Ende der Regenmassen, die aus den Wolken stürzen.

Freundlicherweise fährt uns der Sohn und Koch des Hauses aus dem ÖPNV-freien Tal hinaus nach Vinadio ins Val Stura. Erste Mitbringsel werden im Verkaufsraum einer Destillerie eingekauft: Genepy vom Feinsten!

Mit dem Bus geht’s weiter nach Cuneo, wo uns die nächsten Regenmassen erwischen. Die überstehen wir im altehrwürdigen, gepflegten Bahnhof.

Leider hat sich Lady C. eine Erkältung eingefangen, so dass wir Cuneo hauptsächlich vom Fenster aus unserem Zimmer erleben. Die Aussicht ist echt prima – wenn’s nicht regnet.

Da wir bereits so nah am Mittelmeer sind, möchte Lady C. in diesem Jahr nochmal am Meer sein. Wir fahren mit der Tenda-Bahn, einer über 100 Jahre existierenden Bahnstrecke, durch die Berge mit vielen Tunnel bis ans Meer nach Ventimiglia. Hier pulst das menschliche Leben in einer anderen Geschwindigkeit und Menge.

Es herrscht eine steife Brise. Möven und Windsurfer nutzen sie.

Die Badeflagge zeigt ‚rot‘. Es reicht uns, die fürs Mittelmeer starken Wellen von außen zu genießen.

Noch ein Gang durch Ventimiglia mit zwei Absackern in einer diesen unzähligen Bars und der Tag findet sein Ende im Hotelzimmer.

In aller Frühe sitzen wir im Zug der TrenItalia nach Domodossola, der uns über Savona, Turin und Novara dorthin bringt.

Zum Ende fahren wir vorbei am Nationalpark Val Grande, der vielleicht wieder das nächste Ziel sein wird.

Domodossola ist uns schon ein wenig ‚ans Herz gewachsen‘ (hört sich nicht so gesund an ;-)). Nach einem kleinen Mitbringsel-Kaufrausch verbringen wir einen typisch italienischen Abend in unserer Lieblingsbar ‚Moderna‘.

Im TV läuft Serie-A-Fußball: Bologna gegen Como (1:0). So gegen Abend füllt sich die Bar mit Stammpublikum, das hier mehr zu Hause scheint als in den eigenen vier Wänden.

Sonntagmorgen wieder im ‚Moderna‘: Noch ist es leer, …

… doch bald danach füllt es sich und wir haben viel zu beobachten, …

… bis die italienisch-schweizerisch-deutsche Bahnverbindung uns schließlich nach Kassel bringt, wo wir am Abend aus dem überfüllten Zug mit gewohnter Verspätung aussteigen.

Unsere Alpenwanderung 2025 ist beendet. Und schon sind die nächsten Ideen im Entstehen …

Tag 64 – 66: Bagni di Vinadio – Cuneo – Ventimiglia – Domodossola – Kassel

2 Kommentare

  1. Günter Edelmann
    2. September 2025
    Antworten

    Liebe Lady C und lieber Sherpa Clausing,
    was ihr durch Bild und Wort mitgebracht habt, ist unbeschreiblich schön und unbezahlbar wertvoll. Ganz große Klasse gewinnt der Blog durch die einfühlsamen Beschreibungen nicht nur der Highlights des Bergwanderns sondern auch der Mühsal des und Scheiterns, die ein jeder erfahren hat, der sich auf solche Touren einläßt.
    Ich bin gespannt, was ihr uns als Nächstes liefert.

    • 2. September 2025
      Antworten

      Lieber Günter,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Er gibt wirklich das wieder, was ich durch „Wort und Bild“ beabsichtige, zu beschreiben. Clausing Sherpa.
      Als nächstes kommt erstmal eine Herbst- und Winterpause, in der neue Pläne geschmiedet werden, die dann wahrscheinlich auch schnell wieder an äußere und innere Veränderungen angepasst werden.

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