Tag 29: 24. Juli 2025:
Die nächsten zwei Etappen sind mir teilweise bekannt. In 2019 bin ich bei diesen Etappen zusätzlich auf diesen Pilgerberg Rocciamelone (35xx Hm) gestiegen und hatte von dort eine phantastische Aussicht weit über die umliegenden Berge hinaus. Außerdem werde ich das gemeinsame Erlebnis, mit Jörg und Elke dort oben im Biwak übernachtet zu haben, nicht vergessen.
Hauptsächlich wegen des Wetters (teilweise wolkig, unklare Regen- und Gewitterneigung) werden wir die normale Route der GTA, die auch gleichzeitig zum Sentiero Italia gehört, gehen.
Wie meistens, noch ein ein Blick zurück auf unsere Herberge am Lago di Malciaussia.
Wir verlassen das letzte der Lanzotäler, Val Viu, auf einer gut erhaltenen Mulattiera. Sie führt uns an einer Versammlung weisser, typischer Piemontkühe vorbei.
Es fühlt sich so an, als wenn sie beraten, wie ihr Leben weitergehen soll: in halbwegs angenehmer Versorgung Milch geben bis zur Schlachtung – oder fliehen, um selbstbestimmt ein sicher härteres Leben zu führen und wahrscheinlich den nächsten Winter nicht zu überleben.
Der PiemontKuhRat tagt auch ohne uns weiter und ich bewundere die vor mir auftauchende, in Wolkenwatte eingebettete Landschaft.
Wir durchqueren eine recht aufwändige Baustelle, die die Zufahrt zu einer Hochalm wieder herstellen soll.
Ob sich das Ganze lohnt, sowohl ökonomisch als auch ökologisch, wage ich zu bezweifeln. Von irgendwoher müssen Zuschüsse fließen …
Die drei Herren haben sich zum Mittagessen mitten in der Landschaft am Feldwegrand verabredet, um den geselligen Teil des Sinn des Lebens zu praktizieren.
Diesen. flatterhaften Schmetterling habe ich nur von seiner Unterseite erwischt, die ganz anders als seine Oberseite aussieht und gleichzeitig wunderschön ist.
Wir erreichen Il Truc (1709 Hm) am Nachmittag. Eine ehemalige Alpe bietet seit 2017 hier für GTA-Wandernde Unterkunft und eine prima Verpflegung an.
Mit viel Improvisationsgeschick, Kochkunst und Praxisnähe werden alle gut versorgt. Auch Zeltende sind willkommen.
Die Zugänge zu den Zimmern sind luftig via Feuertreppe möglich.
Warum braucht es dann eigentlich noch eine Innentreppe? Hier gibt es sie nicht.
Tag 29: Rifugio Vulput – Il Truc: 14,4 km – / 892 Hm – \ 985 Hm
Tag 30: 25. Juli 2015:
Der weitere Abstieg wäre unspektakulär, wenn da nicht ein Waldbrand im Oktober 2017 gewütet hätte und eine stark veränderte Landschaft hinterlassen hätte. Es lässt sich gut beobachten, wie zunächst bodennahe Pflanzen zurückkehren.
Bis heute ist die Brandursache nicht klar und einiges scheint auf Brandstiftung hinzuweisen.
Wir erreichen Höhenlagen, in denen sich auch Wegwarten wieder ansiedeln können.
Trockensteinmauern, seit Jahrhunderten stabil, rahmen unseren immer noch steilen Abstieg ein.
Es wir wärmer und lichter …
… bis uns die betonale Welt einer Autobahnbrücke durch das Susatal eingeholt hat. Ein Schock und gleichzeitig eigentlich unsere heutige Normalität.
In Susa angekommen bewundern wir ein römisches Stadttor aus dem 3. Jahrhundert, das seit dem Mittelalter Porte de Savoie genannt wird.
Die Beton-Autobahnbrücke wird wohl nicht so lange halten.
Lady C. findet einen Süßigkeitenladen, der genau ihren Vorstellungen entspricht.
Den Abend verbringen wir in einem typisch italienischen Restaurant mit angenehmem Ambiente.
Wir freuen uns über unsere Entscheidung, in Susa einen Pausentag einzulegen.
Tag 30: Il Truc – Susa: 6,8 km – / 36 Hm – \ 1246 Hm
Tag 31: 26. Juli 2025:
Bei einem Spaziergang entdecke ich an den Südhängen Susas alte terrassierte Flächen, die bestimmt bis vor einigen Jahrzehnten (Schätzung: 50er Jahre) noch landwirtschaftlich genutzt wurden.
Die Nordseite des Susatals sieht völlig anders aus. Sie ist stark bewaldet bis zur Baumgrenze. So einen krassen Unterschied habe ich bisher nicht beobachtet.
Dann ist mir dieser Banner aufgefallen. TAV bedeutet: Treno Alto Velocity, sprich Hochgeschwindigkeitszug.
Seit den 1990er Jahren gibt es in Italien diese Bewegung, die gegen den Aufbau von Hochgeschwindigkeitsstrecken ist. Ein Grund dafür ist, dass Kosten und Nutzen nicht in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.
Genau heute findet in Susa dazu eine ziemlich große (mehrere tausend Teilnehmende) No-TAV-Demonstration statt. Ich fühle mich in meine Jugend oder nach Woodstock zurückversetzt, wenn ich die Teilnehmenden vorbeilaufen sehe.
Die Kleidung ist gewaschen, die Körper und Kontakte sind gepflegt. Die Rucksäcke sind gefüllt für den nächsten Tourabschnitt, der uns ins Gebiet der Dents d’Ambin führen wird.
Tag 31: Pausentag in Susa


























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