Tag 31 – Montag,29.7.: Camping Canada – Refuge Grand Bec
Lady C. besorgt uns noch Brot als Proviant bevor wir für mindestens acht Tage in eine einkauffreie Zone im Vanoise einsteigen.
Bei der derzeitigen Hitze sind wir froh, dass wir einen Großteil des Weges im Wald unterwegs sein können. Auf einer Lichtung treffe ich auf einen Farnnachzügler, der sich gerade entpuppt.
Von eben dieser Lichtung haben wir auch einen ersten guten Ausblick.
Nach einem heftigen Schlussanstieg in praller Sonne erreichen wir das Refuge du Grand Bec auf 2400 Hm, direkt am Col de la Vuzelle gelegen.
Agnes, die junge Hüttenwartin wird von ihren Eltern bei der Arbeit unterstützt, weil sie noch die Nachwehen eines komplizierten Beinbruches hier oben auskuriert.
Ihr Engagement und Enthusiasmus sind davon nicht betroffen. Auf die Frage, wo wir morgen hin wollen und wir ihr unser Ziel, das Refuge du Col de la Vanoise, angeben, schaut sie skeptisch und fragt, ob sie für uns anrufen soll, ob noch zwei Plätze frei sind. Wir sind dankbar für die Unterstützung. Natürlich ist kein Platz frei, auch kein Zeltplatz an der Hütte mehr, da auch diese nur in begrenzter Zahl vergeben werden.
Das schmeisst mal wieder unsere Planung um.
Und Agnes hilft noch dabei. Innerhalb von zwei weiteren Telefonaten mit anderen Hütten, die komplett belegt sind, ist unser ganzer Plan für die nächste Woche über den Haufen geworfen.
Genauso schnell entwickelt Agnes mit uns und ihren Kenntnissen auf einem PostIt einen anderen Plan, ruft die Hütten an und bucht für uns.
Jetzt ist zwar eine etwas andere Tour entstanden – die ist aber komplett durchgebucht. Juchhee!
Wir sind Agnes riesig dankbar. Ohne sie wären wir ziemlich unstrukturiert und hilflos durch das Vanoise von einer vollen zur nächsten vollen Hütte gelaufen und hätten echte Übernachtungsprobleme bekommen, weil Zelten außerhalb der zugelassenen Bereiche in Hüttennähe im Nationalpark Vanoise verboten ist und mit hohen Geldbußen geahndet wird.
Auch am Abend macht das Refuge Grand Bec was her.
Nach dem Abendessen bekommen wir als zusätzliches Dessert noch einen Sonnenuntergang am Col de la Vuzelle serviert.
Mit viel Dankbarkeit gegenüber Agnes und Vorfreude auf die nächste Woche im Vanoise machen wir uns in die Betten.
Tag 31 – 10,3 km – / 1312 Hm – \ 380 Hm
Tag 32 – Dienstag, 30.7.: Refuge Grand Bec – Refuge Entre-Deux-Eaux
Schon kurz nach sieben machen wir uns los von diesem wunderbar gelegenen und famliliär geführten Refuge du Grand Bec.
Mangels Blumen schaue ich diesmal nach interessanten Steinmustern.
Durch einen Felskessel führt der Weg zum Col de la Leschaux. Hier mutiert er zum einem luftigen Höhenweg, der viel Aufmerksamkeit erfordert.
Gleichzeitig verführt die Landschaft zum Schauen. Auch hier unterstützt die Regel „Entweder Laufen oder Schauen“ die Sicherheit.
Einige etwas ausgesetzte Stellen werden mit Ketten abgesichert überwunden.
Am frühen Nachmittag erreichen wir das Refuge du Col de la Vanoise. Ursprünglich wollten wir hier nächtigen, doch es war komplett ausgebucht. Jetzt bin ich froh, dass es so ist. Es ist der Hotspot im Vanoise mit 100 Betten und noch mehr Tagesgästen.
Gern ziehen wir nach einem Kaltgetränk weiter …
… vorbei an einem Monolithen, der sich wahrscheinlich während der alpidischen Orogenese vor ca. 100 bis 25 Millionen hierher verirrt hat.
Dieser Berg scheint vom Grand Canyon hierher importiert worden zu sein. Dabei hat er etwas an Rötung verloren.
Beim letzten Abstieg bekommen wir noch nahen Kontakt zu einer anderen Erdenmitbewohnerin, einer Steinbockdame.
Das langgezogene Seitental Val de la Leisse mit dem Grand Casse als Abschluss fasziniert im späten Nachmittagslicht.
Nach gutem Tagewerk erreichen wir das Refuge Entre-Deux-Eaux, eine von einer Landwirtsfamilie geführte private Unterkunft.
Sie liegt an der Via Alpina ‚rot‘. Daher sind ausnahmsweise auch ein paar deutschsprachige Wandernde anzutreffen. Gleichzeitig gibt es am Abendtisch die Chance viel französisch zu reden, zu verstehen und Neues hinzuzulernen.
Essen, Schlafgelegenheit und Sanitär sind o.k. Mehr braucht es nicht.
Tag 32 – 15,5 km – / 1073 Hm – \ 1342 Hm
Tag 33 – Mittwoch, 31.7.: Refuge Entre-Deux-Eaux – Refuge d’Arpont
Heute ist die Etappe nicht so lang. Genüsslich starten wir um 8 Uhr nach dem Frühstück (Brot, Marmelade, Kaffee, Tee und Rührkuchen solange der Vorrat reicht).
Wir dürfen lange an den Gletscherresten des Dome des Sonnailles (3361 Hm) vorbei promenieren und sind beeindruckt von den Ausmaßen.
Überall fließt bei dieser Hitze das Gletscherwasser in Form von Kaskaden ab. Auch dieses Ende eines Gletschers ist nicht mehr aufzuhalten.
Art Nature vom Bergsee.
Da laufe ich doch an einer Blume vorbei …
… bevor wir kurz danach schon um 13 Uhr das Refuge d’Arpont erreichen.
Eine gelungene Kombination aus Alt und Neu. Wir sind im Altbau untergebracht.
Der Gastraum ist weitläufig gestaltet, so wie der Charakter des Vanoise eben ist.
Auch die Terrasse ist luftig aufgebaut, nicht am maximalen Interesse an Konsumation orientiert. Ein schönes Gefühl.
Am Abend, nach dem gemeinsamen Abendessen, sind wir mitten dabei, wenn französische Musiküsse die Hütte mit Gitarre, Klarinette und fantastischen Kinderstimmen und französischen Liedern unterhalten.
Tosende Begeisterung führt zu weiteren Beiträgen, was wiederum zu viel Applaus führt, was wiederum …
Bon Nuit!
Tag 33 – 12,5 km – / 730 Hm – \ 550 Hm
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