Transizione

„Es gibt eine bestimmte regelmäßige Geschwindigkeit, die Meditation oder tranceartige Zustände befördert… und Gehen ist -neben musikalischer Rhytmusgebung- vielleicht der simpelste, direkteste Weg, diese Frequenzen für das Gehirn bereitzustellen.“

Gerd Kempermann, „Gehirne sind zum Gehen da“, in Philosophie-Magazin, Sonderausgabe Wandern

Tag 37, 6.8.:


Unser Übergang in die nächste Berggruppe bedeutet auch Abschied von der Ortler-Zebrù-Vioz-Cevedale-Gruppe.

Leider nur grob haben wir ganz großartige Eindrücke bekommen. Details kennen wir nur wenige. Dafür müssten wir viel intensiver durch diese Gegend vagabundieren. Vielleicht ist das bei den meisten Erlebnissen im Leben so … entweder bekommt man eine Übersicht über Vieles und nur wenige Details oder man vertieft sich ins Detail und bekommt von Anderem nur wenig mit. 

Um 6:00 Uhr machen wir uns auf aus unserem Nachtlager, dem Heuschober oberhalb von St. Antonia, der uns Trockenheit, Wärme und Wohlgeruch gegeben hat.

St. Antonio Valfurva ist ein einfaches Dorf im Val di Frodolfo.

Durch die dorferneuerten Straßen geht es ca. 5km auf dem neu gebauten Radweg nach Bormio, einer geschichtsträchtigen Kleinstadt mit historischem Ortskern. Sie liegt am südlichen Fuß des Passo Stelvio (Stilfser Joch).

Frühstücken auf der Piazza von Bormio und Einkaufen in der Cooperativa müssen vor unserer Tagesetappe sein. Der Weg heute soll einfach und etwas langweilig sein. Eben ein Weg zwischen zwei Berggruppen.

Die Passstraße des Stilfser Jochs dürfen wir für ca. 2 km „ergehen“: gefühlt 10000 Rad-, Motorrad- und Sportwagenfahrende kommen an uns vorbei, die meisten in respektvollem Abstand.

Wir zweigen ab, um auf kräftig steigenden Schottersträßchen mal wieder an Zeitzeugen längst vergangener Alpwirtschaft vorbei zu latschen.

Endlich erreichen wir den Stausee Lago di Cancano, dessen Umgebung ein beliebtes MTB-Revier ist.

Der Wasserstand erinnert mich an den Edersee im Sommer.

Wir kommen im freundlichen Rifugio Ristoro Monte Scale unter. Mit einem bergerfahrenen Paar aus dem Allgäu, die auf dem Ortler-Höhenweg unterwegs sind. genießen wir das Abendessen (Pizzoccheri als Primo!!) und tauschen Berg- und Lebensgeschichten aus. Danke dafür.

Tag 37, 6.8: St. Antonio Heuschober -> Ristoro Monte Scale – 8,8 Std. – 18,1km – /1128Hm – \609Hm

Tag 38, 7.8.:


Weiter geht es auf breiten, für Baufahrzeuge geeigneten Schotterstraßen, den Stausee Cancano entlang. Dieser gleicht manchmal einer Mondlandschaft.

Abschied vom Lago di Cancano. Er fällt nicht schwer.

Es ist Sonntag und wir steigen auf einer beliebten MTB-Strecke (downhill) dem Passo Alpisella entgegen. Es gibt noch genug Platz für uns und schnell abfahrende Radler, die wegen der Konzentration zwar etwas verbissen dreinblicken und gleichzeitig noch freundlich grüßen.

Oben, auf ca. 2000Hm sind es noch 10km Schotter bis Livigno. Bald haben wir den Übergang hinter uns. Puuh!

Der Lago di Livigno (Stausee) kommt in Sicht.

Lago di Livigno in Sicht

Er ist ein beliebtes Ausflugsziel für in Livigno stationäre Touristen.

Bevor wir Livigno in voller Blüte erleben dürfen, flüchten wir vor einem hageligem Gewitter unter eine Brücke. Neben einer Essenspause recherchieren wir hier nach einem halbwegs erschwinglichen Angebot für eine trockene Nächtigung und werden sogar auf auf einer LastMinuteSite fündig.

Auf dem Weg dorthin bekommen wir einen ersten Eindruck von Livigno: Skilifte und -pisten, Einkaufs-, Futter- und Hotelmeilen, riesige Parkplätze und gigantische Wohnmobilstellplätze. Kurz: Livigno ist das Oberstdorf von Italien und zur Zeit knallvoll mit italienischen Ferragosto-Urlaubernden.

Beim unserem notwendigen Einkauf für die nächsten Tage verstärkt sich der Eindruck nochmal.

Livigno-Promo in Endlosschleife
SonntagsShopping
Après-Hike
verschandeltes altes Haus
Promo: Happy VanLife forever in Livigno !!!

Völlig abgetörnt kochen wir leckere Pasta auf unserem Zimmer, pflegen uns und unsere Ausrüstung und planen unsere morgige Flucht aus diesem KonsumEldorado in die Berge.

Tag 38, 7.8: Ristoro Monte Scale -> Livigno – 9,7 Std. – 22,8km – /758Hm – \804Hm

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