Valdostane Sprachenvielfalt

Tag 46 – Montag, 7. August:

Das temporäre Menschentreffen auf dem Rifugio Guide di Frachey in Résy ist bunt gemischt.

Rifugio Guide di Frachey

Polen, Holländer, Franzosen, Deutsche (nur wir) sind umgeben von Italienern. Das Englische hilft, Verständnishürden zu überwinden. Wir verabschieden uns von unseren vier jungen Gastgebern … 😉

… und machen uns auf die Via Alta Valle d’Aosta, die uns von Résy nach Saint.Jacques Des Allemands hinunterführt. Schon wieder französisch eingefärbt das Ganze.

Ein Blick ins WeltWeiteWissen gibt Hintergrundinformationen: Gaaaaanz früher – es gab noch keine Schweiz und kein Italien – gehörte das Aostatal zum französischsprachigen Herzogtum Savoyen. Aus dieser Zeit stammen diese Orts- und Landschaftsnamen, die schon so sehr nach Frankreich klingen. Jetzt ist Aosta die einzige Region Italiens, in der Italienisch und Französisch gleichrangige Amtssprachen sind.

Aber auch altes walserdeutsch hören wir manchmal sowie frankoprovenzalisch, eine Art französische Mundart kommt an unsere Ohren. Wir verstehen nichts und sind etwas verwirrt, was jetzt was ist.

Eine lange Pause in der schon in die Jahre gekommene Bar ‚Lago Bleu‘ nutzen wir, um Lady C.’s Abreise zu planen. Sie möchte für eine Woche mit einer anderen Gruppe auf Urwegen in den österreichischen Bergen unterwegs sein. Die dafür notwendige Fahrt nach Oberstdorf wird umsteigereich und lang werden.

Weiter geht’s zum Rifugio Grand Tournalin auf 2600 Hm. Wir laufen durch ein wunderschönes lärchenbesetztes Hochtal …

… und haben letzte Ausblicke auf das Monte-Rosa-Massiv.

Am Rifugio Grand Tournalin angekommen …

… merken wir, dass in Italien und im nicht weit entfernten Frankreich die Sommerferien in vollem Gange sind: die Hütte ist gut gefüllt und die Gespräche finden in gewohnt italienischer Lautstärke statt.

Unsere Tischnachbarn sind Barbara&Barbara aus Mailand. Sie brauchen nur zwei Stunden Autofahrt, um ins Aostatal zu kommen. Traumhafte Bedingungen. Na gut, das mit der Autofahrt ist nicht das Optimale. Mit dem Zug würde es 3,5 Stunden dauern.

Tag 46 – Résy – Rif. Grand Tournalin – 6,6 km – / 862 Hm – \ 391 Hm


Tag 47 – Dienstag, 8. August:

Jetzt aber wirklich: beim Aufstieg zum Passo Nannaz (2772 Hm) erwische ich den Monte Rosa zum letzten Mal. Adieu!

Die Alta Via Aosta schlängelt sich zum einen auf den Höhen der Südseite des Val d’Aosta (Teil 2) und zum anderen auf Höhenwegen der Nordseite (Teil 1) entlang. Auf diesem Teil sind wir unterwegs.

Und da rechts im Bild steht er. Ich sehe ihn zum ersten Mal mit eigenen Augen. Sein Gipfel ist in Wolken.  Der Cervino (4478 Hm) von seiner Südseite. Auf der Nordseite der Alpen nennt man ihn Matterhorn.

Hier, auf der italienischen Seite ist er in eine weite Berglandschaft eingebettet.

Das Bergdorf Cheneil auf 2150 Hm liegt in einem wunderbaren Hochtal inkl. des Grand Tournalin (3379 Hm) als Talabschluss.

Valtournenche, unser Ziel liegt (fast) am Fuß des Cervino. Wir wollen hier 2,5 Tage Boxenstop einlegen, solange bis Lady C. ihre Reise nach Oberstdorf antritt.

Ein einfacher Campinglatz am Lago di Maen hat noch ein Zeltplätzchen für uns frei.

ItalienischFranzösischArgentinischHolländisches Publikum. Wir sind, wie fast immer, die einzigen, die aus Deutschland angereist sind.

Der Weg vom Zeltplatz nach Valtournenche ist 2,8 km und hat ca. 250 Hm. Einkaufen, Essen gehen oder eine Bar besuchen halten weiterhin fit.

Die Nachttemperaturen betragen lediglich 6°. Ein guter Test für Mensch, Matte und Schlafsack.

Tag 47 Rif. Grand Tournalin – Valtournenche – 16,7 km – /605 Hm – \1835 Hm


Tag 48 – Mittwoch, 9. August:

Morgendliche Busfahrt nach Cervinia am Fuß des Cervino (4478 Hm).

Wir tauchen ein in den normalen Touristenrummel. Hotel kettet sich an Hotel.

Ein Seilbahnsystem, präpariert für den Winter, verbindet den Monte-Rosa, die schweizer Zermatt- und die italienische Cervinoregion zu einer großen Ski- und Umsatzarena. Ich will Spaß, ich geb‘ Gas.

Cervinia: im Winter möchte ich nicht hier sein

Eine Bike-Arena in Cervinia holt zusätzliche Sommergäste in die Lifte und Skirestaurants.

Der starke Wind lässt uns für den Abstieg die Seilbahn nutzen, inkl. kräftigem Schaukeln.

Der letzte Blick auf den Cervino.

Ruhe vor dem ‚Sturm‘ finden wir in einem italienischen Teehaus mit über 50 Teesorten, wo Lady C. komfortabel großblättrigen Sencha trinkt.

Den Abend lassen wir im ‚La Goille‘ an der Hauptstraße des Tals ausklingen.

Gute Idee: gefrosteter Frischkäse, ‚Gelato‘, mit Genepi und Artemisia-Kraut verrührt, dazu ein guter Schinken …

… oder eine Pasta, gewürzt mit frisch gerebelter, leichter bitterer, ähriger Edelraute …

… oder einem Schweinkotelett, eingelegt in Genepi und wiederum gewürzt mit ähriger Edelraute, der Basis des Genepi-Schnapses oder-Liköres.

Tag 48 – Valtournenche – km und Hm spielen heute keine Rolle.


Tag 49 – Donnerstag, 10. August:

Am Morgen brechen wir unser Zelt ab, packen unseren Kram zusammen und stiefeln hinauf nach Valtournenche.

Wir verdaddeln den Tag mit Einkaufen, Essen, Trinken, Rumgucken und -sitzen.

Hier Urlaub machen ist, glaube ich, einem Ferienaufenthalt in Oberstdorf, Mayrhofen, Livigno oder Zermatt sehr ähnlich.

Die Abreise von Lady C. ist optimal vorbereitet: Ein Hotelzimmer in der Nähe der Bushaltestelle ist bezogen. Reiseproviant ist beschafft. Die Abfahrtzeiten und Umstiegspunkte sind sicher auf einer Serviette fixiert: Valtournenche – Châtillion – Milano – Como – Zürich – Lindau – Immentadt – Oberstdorf. Ganz schön international unterwegs.

Die fürsorgliche Seite von Lady C. (nerv!) hat mich optimal versorgt, so dass wir uns morgen früh um 7:35 Uhr leicht und locker für ca. 11 Tage frohgemut mit Stock und Hut trennen können.

Auf zu neuen Erlebnissen!

Tag 49 – Valtournenche – km und Hm spielen heute wieder keine Rolle.

2 Kommentare

    • 13. August 2023
      Antworten

      Hallo Uwe! Da bin ich ja mal gespannt drauf. Gib mir bitte Bescheid, wenn ich ihn mir anschauen kann. Gruß aus Oyace.

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