Tag 53 – Mittwoch, 21.8.: La Rua – Ceillac
Eine moderate Tour zum Wiederanlauf. Dennoch geht es erstmal steil bergauf ;-).
Leider ist die Sicht durch Dunst so stark verschleiert, dass jeder Versuch, Landschaft zu fotografieren, scheitert. Dank Lady C.s guter Beobachtung kann ich einen Apollofalter mit all seinen Falten beobachten und verpixeln.
Es begeistert mich immer wieder, dass auch in der Region das Zelten für eine Nacht (von 18 Uhr bis 9 Uhr) fast überall gestattet ist. Ach, wäre das schön, wenn es solche Bedingungen auch in Deutschland gäbe.
Es geht heute über den Col de Fromage (2300 Hm) hinab ins nächste Tal, das Val Cristillan, das mit dem Dorf ‚La Villard‘, bestehend aus 5 Häusern, bestückt ist. Drei davon habe ich fotografiert.
In Celliac, unserem heutigen Ziel, fallen mir wieder die Häuser in Holzbaukonstruktion auf – wie auch schon in La Rua. Ich will mich im Winter damit beschäftigen.
Die Gite Baladin ist unsere heutige Herberge.
Sie bietet seit letztem Jahr kein Abendessen mehr an. Dafür gibt es vier Restaurants im Ort, die den Bedarf abdecken. Wir hingegen kaufen bei ‚Proxi‘ ein und bereiten uns in der vorhandenen Selbstversorgerküche unser ‚repas du soir‘ selbst zu: einen riesigen Salat aus Tomaten, Gurken und rote Beete, dazu Rührei. Echt prima.
Tag 53 – 12,9 km – / 785 Hm – \ 861 Hm
Tag 54 – Donnerstag, 22.8.: Ceillac – Maljasset
Im kühlen Morgen machen wir uns auf. Ein steiler Anstieg durch den Lärchenwald treibt unseren Kreislauf in die Höhe.
Kurz vor unserem ersten Zwischenziel lichtet sich der Wald und wir bekommen Aussicht auf ein paar 3000er des Queyras geschenkt.
Am Lac Miroir (2215 Hm), einem beliebten Ziel für Tagestouren, pausieren wir ein wenig, bis unsere durchgschwitzten Shirts getrocknet sind.
Wir passieren ein kleines Skigebiet, deren Auswüchse uns die Aussicht verderben.
Wir steigen weiter auf, berauscht von der Schönheit der Landschaft.
In genau entgegengesetzter Richtung sehen wir wüstenähnliche Berge (Tonschiefer), die bereits von Millionen Jahre andauernder Erosion abgetragen und glatt geschliffen sind.
Der Lac Saint-Anne (2431 Hm) gibt dem ganzen noch einen H2O-Farbtupfer.
Durch Tonschieferwüstenlandschaft geht es hinauf zum Col Girardin (2639 Hm).
Der Weg ist gut ausgetreten, weil GR5.
Oben dann, könnte man weiter durch die Steinwüste gehen zu einem historischen ‚optischen Beeobachtungspunkt‘.
Im Queyras befindet sich die nachtdunkelste Gegend Europas. Daher ist hier in der Nähe auf dem Pic de Chateau Renard (2989 Hm) ein Observatorium für SternenguckerInnen errichtet worden.
Ab hier wechseln wir vom Queyras in Ubaye, einer weiteren attraktiven Bergregion mit direktem Anschluss nach Italien. Beide, Queyras und Ubaye, gehören zur Gebirgsgruppe der Cottischen Alpen.
Diese Cabane auf unserem Weg lädt zum Bleiben ein …
… doch haben wir uns in Maljasset, einem kleinen Weiler im Ubaye-Tal bereits angekündigt.
Die Herberge ist liebevoll restauriert. Die Gastronomie ähnelt mehr einem Gasthaus als einer Gite.
Das Ubaye-Tal liegt nahe der italienischen Grenze und wir überlegen kurz, ob wir unsere Tour ändern und einen Abstecher ins Valle Maira machen sollen, um auf dem Percorso Occitani ein paar Gourmet-Tempelchen zu besuchen – nach Abwägung verwerfen wir diese Idee wieder. Wir bleiben noch für zwei Tage auf dem GR5 in Frankreich.
Tag 54 – 14,7 km – / 1270 Hm – \ 997 Hm
Tag 55 – Freitag, 23.8.: Maljasset – Fouillouse
Es wird heiß heute. Zwar dürfen wir um 9 Uhr bei unserem Start in Maljasset zuerst den Mond anschauen …
… doch unsere Strecke führt heute viel über Asphalt und der strahlt die Sonnenwärme zurück.
Wir laufen im Ubaye-Tal hinab, durch das der gleichnamige Fluss führt.
Nach der Brücke von Châtelet, die auf kuriose Weise zwei Felsen miteinander verbindet …
… kommt unser einziger und letzter Anstieg, der uns zum Glück durch Wald und Schatten, aber recht steil nach Fouillouse führt.
Fouillouse ist mal wieder ein Weiler mit genau einem Gasthaus, der ‚Gite des Granges de Fouillouse‘ (Hütte der Scheunen von Fouillouse).
Wir werden von einer jungen Französin willkommen geheißen, die in Berlin Antropologie und Philosophie studiert. Respekt. Sie verbringt die Sommermonate hier als Gite-Hilfe.
Tag 55 – 11,4 km – / 520Hm – \ 542 Hm
Tag 56 – Samstag, 24.8.: Fouillouse – Larche
Um 8 Uhr gehen wir los. Der bereits bekannte Rückblick auf Ort und/oder Gite …
Beim moderaten Aufstieg zum Col du Vallonet (2518 Hm) kommen wir an einer Bergerie vorbei, die genauso gut in Albanien oder im Kosovo stehen könnte.
Berge und Landschaft haben hier eine ganz eigenartige Färbung.
Wir passieren die Überreste einer Festung, die im italienisch-französischen Krieg (ca. 1940) einen Sinn hatte.
Die Kriegsgeschehnisse werden ausführlich auf Informationstafeln des französischen Militärs dokumentiert.
Heute dient die Ruine einer Herde Schafe als Schattenparkplatz.
Nach dem Col del Mallemort (2547 Hm) steigen wir meist in schottrigen Serpentinen in Richtung Larche ab. Der erste Baum auf diesem Weg spendet uns Schatten für die notwendige Mittagspause.
Lady C. ist fasziniert von der Gesteinsschichtung auf der anderen Talseite.
Larche kommt in Sicht.
Das Dorf liegt an einer der Verbindungsstraßen zwischen Frankreich und Italien, in dem Fall verbindet sie Gap (Provence) mit Cuneo an der Poebene.
Wir bisher immer kommen wir in dem freundlichen Gite ‚Refuge de Larche‘ unter, das von mehreren jungen Damen betrieben wird. Es riecht schon gut aus der Küche und wir freuen uns aufs Abendessen.
Tag 56 – 13,6 km – / 856 Hm – \ 1059 Hm
Ab morgen zweigen wir ab vom GR5, der weiter nach Nizza ans Mittelmeer führt.
Meine GR5-Erfahrungen habe ich auf nur einigen wenigen Etappen gewonnen.
Auf diesen Strecken kommt mir der GR5 wie eine kleine Wanderautobahn mit guter Infrastruktur vor. An den Etappenzielen, die meist in kleinen Orten gelegen sind, warten Gites und manchmal auch Gasthäuser auf ihre Übernachtungsgäste. Auch ist Zelten meist möglich und erlaubt, was eine echte Besonderheit ist. Oft gibt es Einkaufsmöglichkeiten an den Etappenzielen. Immer sind andere Wandernde mit unterwegs, die man am Abend manchmal in der Gite wieder trifft. Der Weg ist gut markiert und beschrieben. Auf der schweizerischen Schwierigkeitsskala für Wanderwege würde ich die meisten Strecken mit T2 einstufen. Der GR5 wird in den Abschnitten, die wir begangen haben, auch als Grande Traversée des Alpes bezeichnet. Das ist auch meiner Sicht etwas übertrieben. Eher führt der GR5 entlang der (und nicht durch die) französischen Alpen und überquert dabei einige wenige einfache Pässe.
Aufgrund der einfachen Wege treffen wir häufig auf Einzelwandernde, die hier mit wenig Risiko eine lange Alpenwanderung machen können und dabei nicht ganz allein sein wollen.
Wir steigen ab morgen ein in die Grande Traversée du Mercantour und sind ganz neugierig auf den gleichnamigen Nationalpark, der sich entlang der französisch-italienischen Grenze bis fast ans Mittelmeer schlängelt.
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