Auf der Rotondohütte

Nach der nächtlichen Bahnfahrt und dem Aufstieg zur Rotondohütte bin ich etwas übermüdet.

Pia zeigt mir meine ziemlich kalte Schlafkammer (2,3m×2,3, mit Dachschräge und -fenster). Mit Schlafsack und Bettdecke ist mir dennoch gut warm. Ganze zehn Stunden schlafe ich durch.

Der erste Blick am Morgen aus dem Fenster ist berauschend und macht wach.

Völlig erholt starte ich in den Tag, der mir viel Neues bringt aber auch Altes wieder erweckt, z.B. das Holzholen und Einheizen der Gaststube. Das erinnert mich an meine SchulhausRenovierungsZeit, in der wir zu Beginn nur einen Raum mit einem Holzofen beheizt haben. Auch hier wird nur die Gaststube warm gehalten, die Küche wärmt sich durch die Kocharbeit und alle anderen Räume der Hütte bleiben kalt.

Schon viele (hunderte!?) Berghütten habe ich als Gast besucht, – kleine und große, Selbstversorgerhütten oder bewartete Hütten, mit vielen und wenigen Tagesgästen und mehr oder weniger Übernachtungsgästen, moderne und altehrwürdige, durchorganisierte oder lockerlässige, an entlegenen Orten oder an Hotspots gelegene.

Jetzt lerne ich mal die andere Seite des Hüttenbetriebs durch Mitarbeit kennen:

All das kann man als Teile des Puzzles „Hütte betreiben“ zusammensetzen Scheibchenweise führt mich Pia in einige dieser Arbeiten ein.

• Reinigung und Ordnung
  • Schlafräume (=Schläge)
  • Gastraum und Küche
  • Schuhraum und Trockenraum
  • Sanitärräume und Flure
• Tagewerk
  • Gaststube heizen
  • Wasservorrat via Pumpe füllen
  • Spülmaschine via Dieselaggregat sparsam nutzen
  • Neuschnee schaufeln
  • Tische für Nachtessen und Frühstück fertigmachen
  • Essen und Getränke ausgeben
  • Kassieren
• Helikopter-Belieferung
  • Im Tal Transportnetze füllen und hochfliegenden lassen
  • Lagerbestände mit dem Inhalt der Transportnetze auffüllen
• Planen und Organisieren (macht Pia)
  • Online-Reservierungen überwachen
  • Telefonische Anfragen und Absagen berücksichtigen
  • Zimmer- und Tischzuordnung für Gruppen, Paare und Einzelpersonen
  • Essensvorbereitung, inkl. Mengenberechnung, meist um fast einen Tag im Voraus
  • Taldepot füllen (lassen)
  • Heliflug in Abhängigkeit von Materialbedarf und Wetter planen
  • Kontakt mit der SAC-Sektion wegen notwendiger größerer Reparaturen
  • Website pflegen und SocialMedia (Facebook und Instagram) füttern
  • und, und, und, …

In Abhängigkeit der Gästezahl (schwankt derzeit zwischen 6 und 26) ist die Arbeit mehr oder weniger intensiv, dauert jedoch meist von ca. 6 Uhr bis 22 Uhr, natürlich mit Leerlaufzeiten zwischendurch.

Das Erleben der wunderbar verschneiten Landschaft und Berge ringsherum wiegt den Aufwand für einen Hüttenbetrieb locker auf.

Ein sehr beliebtes Abendessen sind Älplermagronen, bestehend aus Makkaroni, Käse, Kartoffeln und Birnen (Äpfel gehen auch) und gerösteten Zwiebeln.

So sieht ein Supersonnenaufgang aus, wenn ich nach dem Frühstückabräumen mal vor die Tür gehe. Natürlich sieht auch genauso aus,wenn ich nicht nach draußen gehe 😉

Auch die Skitourenfans freuen sich auf gute Aufstiege und geile Abfahrten, am besten im ‚Powder‘.

Ich genieße Berge und Sonne beim Schneeschaufeln. Die Ladungen der geplanten HeliBelieferungen brauchen eine ebene Ablagefläche in der Nähe des Lagereingangs.

Jetzt noch die Tür zum 50m entfernten Gashäuschen von Schnee und Eis befreien, damit bei Bedarf ein schneller Flaschenwechsel möglich ist. Solche Arbeiten fallen mir leicht, wenn ich gleichzeitig ein tollen Blick auf die Bergwelt habe, hier auf den Pizzo Lucendro.

Pia führt ihren Hund Hilas aus (oder umgekehrt?). Auf jedem Fall genießen beide ihren Auslauf im Schnee.

Ein Apero-Teller, zubereitet für eine geführte Schneeschuhwandergruppe.

Die ersten fünf Tage sind schnell verstrichen, – wahrscheinlich auch weil ich so viel Neues kennengelernt habe. Nur das Schwyzerdütsch zu verstehen fällt noch etwas schwer.

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