GTA-Nord: Alpe Cheggio -> Molini

Tag 11, Mittwoch:
von Alpe Cheggio zum Campo Sportivo von Ruginenta

In der Früh war die Aussicht vom Zimmer des Albergo Alpina noch beeindruckender, auch wenn man mit dem Christentum nichts am Hut hat.

Heute ging es nur bergab. Zunächst über alte Mulattiere, die mich immer wieder beeindrucken. Denn diese sind sicher nur dann gebaut worden, wenn entlang dieser Wege intensiv transportiert und gehandelt wurde. Muss echt was los gewesen sein … und wir Wandernde profitieren heute noch davon. Danke.

Es ging bis nach Antronapiana, dem „größten“ Ort im wunderschönen Antrona-Tal. Ausgestattet mit Bar und zwei kleinen Dorfläden, gab es fast alles, was das Herz begehrt, – bis auf eine neue Gaskartusche mit Schraubventil. Das war natürlich ziemlich doof, denn die brauchte ich, da die Füllung der aktuellen Kartusche zur Neige ging. Einen Adapter für Kartuschen mit Bajonett-Anschluss hatte ich mit, – nur leider den für Stechkartuschen aus Gewichtsgründen zu Hause gelassen. Pech.

Mäßiger bergab ging es nach einer längeren Pause weiter durch kleine Weiler, die alle etwas eigenes hätten, wenn ich nur die Augen aufmachte…

ein Waschplatz mit  bereitliegender Bürste und Seife …

eine geschlossene Pizzeria, die im Wanderführer noch als Zwischenstop empfohlen wird …

an den Ortsrändern stehen häufig zig Bienenkörbe …

und zuletzt der Festplatz am Sportplatz von Ruginenta!

Dieser war mit Strom, Wasser und einer ruhigen Schlafecke ausgestattet. Hier war der ideale Lagerplatz kurz vor dem Einstieg in die nächste Tagesetappe.

Da war doch noch das „Problem“ mit der leeren Schraubkartusche …

Es war erst Nachmittag und die nächste Kleinstadt, Villadossolla war „nur ein paar Kilometer“ weit entfernt. Zwar fuhr kein Bus mehr, doch Trampen ging noch, obwohl nur wenige Autos vorbeikamen. Mit einem älteren Herrn und einem kleinen Fiat ging es talab durch steile Schluchtwände, an denen die Straße klebte wie ein Schwalbennest an der Wand.

Er fuhr direkt zum nächsten Eisenwarenladen, leider hatten auch die nur die Stechkartuschen. Das weckte seinen Ehrgeiz und wir steuerten in der Umgebung bis Domodossola insgesamt 4 solcher Läden an, bis wir fündig wurden. Dann bot er auch noch an, mich wieder hoch zu fahren, wenn er seine Sache noch erledigt hatte. So wurde eine edle italienische Bar am Bahnhof von Domodossola meine Wartehalle.

Dort habe ich recherchiert, dass man diese wirklich tolle Gegend mit der Bahn von Kassel innerhalb von 8 Std. erreichen kann, und das zu noch vernünftigen Preisen: gemerkt!

Und diese Hilfsbereitschaft gegenüber Anderen hat mich stark beeindruckt und soll mir ein Beispiel sein, wenn jemand mal Unterstützung braucht.

Tag 11: ~4 Std. ~9,7km / ~60m ~960m

Tag 12, Donnerstag:
von Ruginenta über Alpe Colma nach Molini

mal wieder eine Mulattiera 

Sofort ab Einstieg ging es steil los und sollte fast immer so bleiben bis zu Alpe Colma

Teils auf Mulattiere, teils auf steilen Waldpfaden ging es an verlassenen Alpen vorbei oder durch Alpenrosen zugewucherte ehemalige Almwiesen.

Es war einmal eine Alpe …

Alpe Colma, als Unterkunft  für Wandernde noch aktiv

Hier wird die Pasta noch händisch hergestellt.

Beim Abstieg ins ca. 1000hm tiefer liegende Tal gab es eine noch/wieder betriebene Ziegenalp.

Die kurz darauf eingelegte Pasta-Mittagspause …

… lockte die Ziegen an. Sie waren hartnäckig und nur durch mehrmaliges Verjagen davon abzuhalten, sich am Verzehr zu beteiligen.

Der Abstieg bewegte sich durch terrassiertes Gelände mit verfallenen Häusern. Die letzten sind in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts aufgegeben worden.

Es muss eine gewaltige Anstrengung von Menschenhand gewesen sein, diese kilometerlangen, ans Gelände angepassten Terassen zu erstellen, zu pflegen und zu bewirtschaften (Obst- und Ackerbau).

Teilweise waren sogar mehrstöckige Anwesen zu sehen, die nun auf ihren natürlichen Einsturz warten.

Einige nicht mehr begehbare Terrassenwege werden jedoch instand gehalten. Ich habe großen Respekt vor diesem Kunsthandwerk des Trockenmauerbaus.

Aufstiegstreppe, um von einem Terrassenweg zu einer Terrasse zu gelangen.

Letztendlich empfing das Locanda del Tiglio in Molini auf 500hm mit morbidem Charme und einem phantastischen WLAN seine abendlichen Wandergäste. Hier ist auch ein guter (Wieder-)Einstiegspunkt für die GTA, so dass die Abendtafel mit 8 Personen für GTA-Verhältnisse gut gefüllt war. Die meisten Wandernden gehen auf der GTA ein bis zwei Wochen, um dann im nächsten Jahr den Weg fortzusetzen. So kann aus der GTA ein bis zu 8jähriges Vorhaben werden.

Tag 12: ~7 Std. ~10,3km / ~1000m ~1110m

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