Gritte

Grimm“steig“, die Dritte. Abkürzung: Gritte.

Die Tram fuhr mich am Samstagmorgen von Kassel nach Helsa. Von dort lief ich erstmal 3km zum Warmwerden nach Wickenrode, meinem letzten Endpunkt vom Greite (Grimmsteig, die Zweite).

Ab hier ging es in eine für mich bisher unbekannte Gegend hinein. Die Landschaft war eingepackt in weiße Watte und streckte sich bis …

Moderne Landwirtschaft hinterläßt kunstvolle Happenings mit alten Autoreifen, deren Aufgabe es nun ist, die Planen festzuhalten, unter denen sich einst wohlriechendes frisches Gras oder geheckselte Maispflanzen in süßlich-angegammelte Futtersilage verwandelt, dass dem AgrarIndustriellen als hocheffizientes Kompakttierfutter für seine aufgestallten noch lebenden Tiere dient.

Weiter ging es eine ganze Zeit lang über Felder auf landwirtschaftlichen Nutzwegen. Von „Steig“ keine Spur. Dieser Begriff wird inflationär zu Marketing-Zwecken verwendet. Die Touristenverbände tun sich langfristig keinen Gefallen damit …

Ob sich hier jemand die Mühe gemacht hat und Stöckchen ordentlich in Reih und Glied in den Schnee gesteckt hat? Oder hat ein Samurai mit dem Schwert seinen Bambus gerodet?

Ich durchstreifte mir bisher unbekannte Gegenden mit Namen für Feld, Flur und Orte, die mir völlig neu waren: Tiefenbachwiesen, Rommerode, Friedrichsbrück, Steinholz, Velmeden, Hausen. Mir war nicht so als wenn ich nur ca. 50 km von meinem Wohnort entfernt war.

In Richtung Hoher Meißner wurde die Schneepracht dichter. Es wurde kühler, so dass Eis an den Ästen der Bäume und Sträucher klebte.

Es dämmerte schon als ich den „Gipfel“ des Hohen Meißners erreichte. Ich hatte zwar vor, draußen zu übernachten, doch ein leckeres, warmes Abendessen bei Bier und Wein wollte ich vorher auch noch genießen. Im Gastraum des Naturfreundehauses waren kurz vor 18 Uhr im Gastraum schon alle Stühle zum Putzen hochgestellt, was mich nicht einlud. Offizielles Ende dort ist dort bereits um 18 Uhr. Also weiter zum Berggasthof Hoher Meißner, ca. 500m vom Naturfreundehaus entfernt.

Welch eine Überraschung… in einer gemütliche Gaststube mit solidem Essen und einem sehr guten Roten ließ ich einen wunderbaren Wandertag in Entspannung ausgleiten.

Zum Abschluss musste ich noch an meinem vorab ausgewählten Lagerplatz mein Zelt aufbauen und mich für die Nacht einrichten.

Wie meist bei solchen Unternehmungen schlafe ich wie ein Murmeltier und wurde erst um 8 Uhr nach 11 Stunden Schlaf wieder wach. In der Nacht hatte es gestürmt und noch etwas dazu geschneit. Zelt und Schlafsack haben mich warm gehalten, ohne dass ich noch zusätzliche Wäsche anziehen musste. Da geht noch was.

Am Morgen, kurz nach 8 Uhr hatte ich dann eine wunderweiße Landschaft um mich herum. Still, klar und kalt war es. Gut, dass ich warme, wasserfeste Handschuhe dabei hatte, – sonst hätte ich mir taube und schmerzende Hände beim Abbau und Zusammenlegen des Zeltes geholt.

Weiter ging es durch verträumte, verschneite Landschaften bis nach Hasselbach. Hier begegnete ich einer skurrilen Beschilderung, deren Bedeutung mich lange beschäftigte. Oder war dieses Schild Bestandteil des aktuellen närrischen Treibens, dass uns die Karnevalszeit beschert ?

Über Diensttreppen und anderes allzu Menschliches nachdenkend stapfe ich noch ca. 10 km bis nach Hessisch Lichtenau, wo mich eine wohlig-warme Straßenbahn aufnahm und nach Hause chauffiert.

Meine Lebensbatterie ist wieder aufgeladen.

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