Bis November letzten Jahres wusste ich nicht, wo das Witenwasserental ist. Auch vermutete ich einenen Schreibfehleren. Doch heißt das Tal wirklich so.
Seit September 2022 bin ich auf der Suche nach einem Wintererlebnis, das mich für ein paar Wochen aus dem mausgrauen Mittelgebirgswinter herausbringt, hinein in die Berge, hinein in den Schnee.
Mal wieder hilft das WeltWeiteWissen weiter und ich finde einige deutschsprachige Seiten, die Jobs auf Berghütten anbieten. Drei Hütten, zwei in Österreich und eine in der Schweiz schreibe ich an. Zwei Absagen handle ich mir dabei ein. Gleichzeitig habe ich ein superfreundliches Telefonat mit Pia, der Hüttenwartin der Rotondohütte, im Gotthardmassiv des Kanton Uri gelegen. Sie bietet mir an, im Februar 2023 bei ihr mitzuhelfen, um in die Hüttenarbeit hineinzuschnuppern.
Ein prima Angebot, worüber ich mich sehr freue und das ich gern annehme. Nach ein paar Vorbereitungen
- Kaufen: Gescheite Schneeschuhe, wintertaugliche Bergstiefel, LVS-System
- Lernen: Lawinenkurs beim DAV, ein bisschen schwyzerdütsch verstehen, Jass spielen
bin ich präpariert. Letztendlich fahre ich am 1.2. mit der Bahn von Kassel nach Realp im Ursenental.
Die Nachtfahrt beschert mir einen kalten vierstündigen Aufenthalt im Karlsruher Hauptbahnhof, der mich ziemlich auskühlt und nicht schlafen lässt.
Realp erreiche ich am frühen Nachmittag nach dreimaligem entspannten und pünktlichen! Umstieg mit der SBB.
Jetzt noch die Kleidung an den bevorstehenden Aufstieg anpassen (so wenig wie möglich) und es kann losgehen hinein ins Witenwasserental.
Ein träumerisch verschneiter Bach begleitet mich neben einem nicht geräumten Sträßchen. Manchmal kommen mir Tourenskifahrende mit gehörigem Tempo entgegen. Obacht!
Ab hier geht es mit Schneeschuhen weiter. Die Landschaft beginnt grandios zu werden …
In Richtung Tessin stellt sich der Pizzo Lucendro mit fast 3000 Hm in den Weg. Kaum vorstellbar, dass man ca. 70km weiter südlich bei 20° draußen in der Sonne am Lago Maggiore sitzen kann und einen Cappuccino schlürft.
Nach dreieinhalb Stunden habe ich meinen vorletzten moderaten Anstieg geschafft. Ich merke allmählich meine Müdigkeit durch den geringen Schlaf der letzten Nacht.
Geschafft! Nach vier Stunden erreiche ich die Rotondohütte, mein Zuhause für die nächsten vier Wochen.
Pia ist schon ein paar Stunden vorher hochgelaufen und hat begonnen einzuheizen. Die Hütte ist noch ausgekühlt und wir lernen uns bei ca. 8° in voller Montur (Mütze, Jacke, Thermohose) vor dem Holzofen sitzend kennen. Als Nachtessen gibt es Thurgauer Käseschnitte mit Apfel und Speck. Lecker!
Uns bleiben eineinhalb Tage, um die Hütte gästefertig zu machen und mich auf meinen Job einzustimmen. Aber davon später mehr …
Schreibe den ersten Kommentar